Frithjof Constabel, wie ist es, in einer Schule zu wohnen?

Letzter Tag nach 28 Jahren als Hausmeister am Louise-Henriette-Gymnasium

MAZ Oberhavel, 7.12.2022

Oranienburg.
Er gehört zu den Urgesteinen des Oranienburger Louise-Henriette-Gymnasiums (LHG). Das LHG ging im August 1994 in Betrieb und Frithjof Constabel war von Anfang an als Hausmeister mit dabei. Am Mittwoch ist sein letzter Arbeitstag.
Der 64-Jährige geht nun in Rente. Er muss noch den Stick für den Computer im Landratsamt abgeben, am Mittag ist ein kleiner Empfang geplant. Ein bisschen Wehmut sei dabei, „aber im Prinzip werde ich nichts vermissen“, sagt er. Jetzt wolle er erst mal ein paar Tage ruhig leben, runterkommen. „Aber familiär gibt es dann viel zu tun“, erzählt er.

Am 4. August 1994, zwei Wochen vor Beginn des Schulbetriebs am damals noch namenlosen „Neuen Gymnasium Oranienburg“, trat er seinen Dienst an. Vorher war er Kraftfahrer beim Landkreis. Als der Fuhrpark aufgelöst wurde, hatte Frithjof Constabel die Wahl: Steuereintreiber, Fahrer eines Blitzerfahrzeuges oder Hausmeister an der Schule. „Ich habe mich pro forma erst mal beworben.“ Er bekam die Stelle.
Sein erster Tag: Auch wenn der Betrieb bald losgehen sollte, das Schulhaus, gerade erst komplett saniert, war noch nicht ganz vollendet. „Das Foyer wurde gerade fertig gemacht, drinnen wurde gemalert. Es war ein eigenartiges Gefühl. Und ich fragte mich: Klappt es oder klappt es nicht?“ Die Eröffnung klappte, am 22. August 1994 ging der Betrieb im Haus los. „Es war wieder eigenartig“, erinnert er sich. Und er selbst habe auch nie gedacht, wieder regelmäßig in einer Schule zu sein. Zwei Monate später zog Frithjof Constabel übrigens ganz in die Schule, in der oberen Etage hatte er mit seiner Familie eine Wohnung. Wie ist es, in einer Schule zu wohnen? Er schmunzelt. „Schön.“ Gerade am Abend und am Wochenende sei es sehr ruhig gewesen. „Wenn die Aula frei war, dann habe er da schon mal abends mit der Enkelin gespielt oder auch auf dem Schulhof.“

Sein Arbeitstag begann gegen 6 Uhr, eine Viertelstunde später musste er das Haus für die ersten Busschüler öffnen. Sein Dienst ging bis 15 Uhr, seit aber die Volkshochschule im Haus sei, ging es länger – gegen 21.30 Uhr schloss er dann ab. Klingt lange, ist es auch, aber er habe zwischendurch auch noch andere Termine wahrnehmen können.
Seine Aufgabe im Schulhaus war es, alles, was machbar war, zu reparieren. „Und ich musste da Außengelände in Schuss halten“, erzählt er. Für ihn kein Problem: „Ich habe auch davor immer schon viel selbst zu Hause gemacht.“

In den 28 Jahren, in denen er Hausmeister am LHG war, hat er viele Schülergenerationen kommen und gehen sehen – die ersten Jahrgänge von damals sind inzwischen Mitte vierzig. Als besondere Autorität hat sich Frithjof Constabel dabei aber nie gesehen. „Na ja, es ist schon so, dass die Schüler, wenn sie mich sehen, sich ein wenig zurücknehmen, und sie wissen auch, dass sie keinen Müll auf die Erde schmeißen dürfen. Aber die Autorität raushängen lasse ich eigentlich nicht.“

Eigentlich ist er schon seit dem 1. September Rentner – das Jahr wollte er aber noch voll machen. Au der Wohnung ist er mit seiner Frau schon vor einiger Zeit ausgezogen. Mit Stefan Greese hat er auch schon einen Nachfolger, den er bereits eingearbeitet hat, der aber nicht im LHG wohnen wird.
Als Rentner will sich Frithjof Constabel nun zum Beispiel mit japanischer Kalligraphie befassen. „Zum Runterkommen.“ Und mit seinem Motorrad will er nun auch längere Touren unternehmen. „Das geht ja jetzt auch in der Woche“, sagt er und schmunzelt wieder.


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