MO 21.11.2022 | 13.00 Uhr | ZDF

Die Fußball-WM in Katar hat begonnen, und eigentlich redet kaum jemand über den Fußball. Stattdessen geht es um die Menschenrechtssituation in Katar und um die korrupte FIFA.

Als am Montagmittag das Spiel zwischen England und Iran angepfiffen werden sollte, wurde im ZDF-Sportstudio zuvor ebenfalls kaum über Fußball gesprochen – thematisiert wurden vielmehr die Unruhen im Iran und die Proteste gegen das dortige Regime. Das geht nämlich brutal gegen alle Andersdenkenden, auch gegen Frauen und Kinder vor. Und die iranische Fußball-Nationalmannschaft steht mitten im Sturm.

Als direkt vor dem Spiel die Nationalhymne des Irans erklang, da schwiegen die Spieler. Alle. Keiner sang mit. Ein stiller Protest. Ein mutiger Protest. Diese Männer setzen sehr viel aufs Spiel, denn was sie eventuell zu Hause erwartet, könnte ungemütlich werden, nachdem sie sich weltöffentlich so gegen die Regierung gestellt haben.

Anders in Deutschland. Da wird über eine „OneLove“-Binde gesprochen. Weil die FIFA die Regenbogenfarn-Binde verboten hat, wollte man stattdessen mit dem Spruch „OneLove“ und bunten Farben auflaufen. Doch am Montag war: Auch das will die FIFA nicht. Verboten. Mit der Androhung von sportlichen Sanktionen. Was das heißt, ist unklar: Punktabzug? Gelbe Karten? Rote Karten? Klar ist, dass mehrere europäische Länder den Schwanz einzogen und auf die Binde verzichten – aus Angst vor eben diesen Sanktionen.
Auch die Deutschen machten den Rückzieher. Man wolle nicht riskieren, dass die Spieler auf sportliche Weise bestraft werden.
Die Aktion der Iraner – die sich nicht gegen die FIFA, sondern gegen die eigene Regierung wandte – ist mit der „OneLove“-Aktion nicht zu vergleichen. Und dennoch: Die Deutschen haben also Angst um ihre Punkte. Das ist dann doch ziemlich armselig, wenn man sich im Gegensatz die Iraner ansieht, die so viel mehr riskiert haben.
Die WM ist eh schon eine Farce – wen juckt da schon eine Gelbe Karte oder ein Punktabzug? Dann fahren wir halt nach der Vorrunde zurück. Na und? Und wenn die großen europäischen Länder mitgemacht hätten – wäre das nicht auch eine Machtdemonstration?

Armselig trifft aber mehr und mehr auch auf die FIFA zu. Da will sie also keine Bekundungen zu Menschenrechten, zu Liebe. Weil das angeblich eine politische Aussage sei. Die Belgier mussten einen „Love“-Schriftzug entfernen. Als ob irgendjemandem ein Zacken aus der Krone bricht, wenn solche Schriftzüge oder Binden getragen werden. Aber vermutlich geht es eher darum, was man in Katar als politisch betrachtet. Und FIFA-Boss Gianni Infantino wohnt übrigens in Katar. Welchen ein Zufall.
Stattdessen schlägt die FIFA eigene Mutmachsprüche vor. Fußball verbindet, heißt es da.
Nur ist es offenbar so, dass die FIFA alles andere als verbindet.