Kita-Krise in Oberkrämer: Viele Ausfälle und Platzmangel

Ronny Rücker spricht von angespannter Lage – Einwohnerzahl steigt stärker

MAZ Oberhavel, 11.11.2022

Oberkrämer.
An den Kitas in Oberkrämer herrscht offenbar eine sehr angespannte Personalsituation. Und in den kommenden Jahren könnte sich der Platzmangel für Kinder zudem erheblich verschärfen.
Es besteht großer Redebedarf. Das war auch am Mittwochabend im Sozialausschuss der Gemeinde Oberkrämer sichtbar, denn viele Eltern waren gekommen, um über die Lage an den Kitas zu berichten und um zu fragen, wann sich denn Besserungen einstellen könnten.

Tatsächlich gelten beispielsweise in der Bärenklauer Kita bis zum 23. November verkürzte Öffnungszeiten. Auch in Vehlefanz gebe es immer wieder Einschränkungen, die Personaldecke ist wegen Krankheiten und Urlauben dünn. „In der gesamten Gemeinde Oberkrämer ist die Situation krankheitsbedingt schwierig, sodass Aushilfen aus anderen Einrichtungen nicht eingesetzt werden können“, heißt es auf der Website der Gemeinde. Im Sozialausschuss war zudem davon die Rede, dass teilweise ein Aufnahmestopp herrsche.
In Vehlefanz gebe es die tägliche Angst, dass die Kita heute wieder zu sei, sagte ein Elternteil in der Sitzung. Es besteht Handlungsbedarf. Gerade in Vehlefanz sei das Problem tiefer. „Das ist uns in der Verwaltung sehr bewusst“, sagte Hauptamtsleiter Ronny Rücker am Mittwochabend. „Es ist eine relativ schwierige Situation.“

Die Gemeinde mache aber auch Werbung für die freien Stellen. „Wir fischen aber alle im selben Teich.“ Im Speckgürtel Berlins gebe es viele Zuzüge, Erzieher seien rar. Oberkrämer wolle eine Ausbildungsoffensive starten. „Wir werden verstärkt alle Möglichkeiten nutzen. Vieles beruht aber auf dem Prinzip Hoffnung.“ Es sei denkbar, auch in sozialen Medien für die Erzieherstellen zu werben. Um den Bedarf in Schwante und Bötzow zu erfüllen, „bräuchten wir drei bis vier Erzieher“, so Ronny Rücker. Es habe zwar Neueinstellungen gegeben, aber eben auch Abgänge, erklärte er.

In der Gemeinde müsse man sich nun aber auch wieder über die Kita-Kapazitäten unterhalten – denn auch in Hinblick auf die Kitaplätze und die Zuzüge werde sich die Lage weiter verschärfen. Klarer ist das, seitdem neue Zahlen vorliegen. Noch 2019 sei geschätzt worden, dass im Jahr 2032 in Oberkrämer etwas mehr als 13 300 Menschen leben. Die aktuelle Schätzung besagt, dass bereits 2029 im Ort etwas mehr als 14 000 Menschen wohnen werden. „Das ist eine erhebliche Abweichung“, sagte Ronny Rücker. Der Bedarf für neue, zusätzliche Kitaplätze sei klar ersichtlich. „Wir sind gezwungen, zu reagieren.“ Bislang sei „auf Sicht“ geplant worden, das aber beeinträchtige zunehmend die Qualität der Arbeit in der Kindertagesbetreuung, so der Hauptamtsleiter.
Tatsächlich gibt es seitens der Verwaltung Vorschläge, was in den kommenden Jahren zu tun sei. Denkbar sei beispielsweise eine zusätzliche Kita in Marwitz mit bis zu 120 Plätzen in freier Trägerschaft. Besonderheit: Es gibt offenbar einen Investor, der auf dem eigenen Grundstück so eine Kita bauen würde. Falls später die Kitazahlen rückläufig seien, sei es später denkbar, die alte Kita in Marwitz, die nicht erweiterbar sei, zu schließen. Das sei aber ferne Zukunftsmusik.
In Vehlefanz könnte eine weitere Kita mit bis zu 120 Plätzen in freier Trägerschaft entstehen. In der vorhandenen Kita „Krämer Kids“ könnte im Gegenzug die Zahl der Plätze reduziert werden. Offenbar gibt es die Erkenntnis, dass zu viele Kinder in der Kita sind. Wie Eltern beklagen, sei es in den Räumen teilweise eng. Das habe zur Folge, dass sich Krankheiten immer wieder rasant in den Gruppen ausbreiten würden und auf das Personal übergreifen.

Gundula Klatt (BfO) sagte, es sei gut, das langjährige Problem in den Griff zu bekommen. Allerdings warnte sie davor, die Verantwortung für die Erziehung der Kinder an andere Träger abzugeben. Ronny Rücker entgegnete: „Viele Kommunen berichten, dass Kitas in freier Trägerschaft eine Bereicherung sind.“ Carsten Schneider (Volt) sagte, dass auch er kein Fan der freien Trägerschaft sei. Er könne sich das nur vorstellen, wenn die Gemeindevertretung eine Auswahl zwischen mehreren Bewerbern habe. Dino Preiskowski (SPD) sprach sich für freie Träger aus. „Ich sehe nur ein Problem: Wir haben jetzt den Platzmangel.“ Er fragte, wie man kurzfristig reagieren könne.

Müsse die Gemeinde selbst zwei oder drei neue Kitas bauen, käme auch das Bauamt in Oberkrämer an seine Grenzen. Darauf wies Bauamtsleiter Dirk Eger hin. Dann müsse auch am Stellenplan der Verwaltung geschraubt werden.
Einen weiteren wichtigen Hinweis hatte auch Ronny Rücker in Bezug auf die Schaffung weiterer Kitaplätze. „Sie löst nicht den Fachkräftemangel.“


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