Drama um Beetzer Storchenfamilie

Muttertier stirbt nach Maulwurf-Mahlzeit – Vater muss sich um die fünf Jungen allein kümmern – Hilfsaktion ist angelaufen – Tierarzt und Fischer sorgen jetzt für die Fütterung

MAZ Oranienburg, 9.7.2022

Beetz.
Fünf Jungstörche in einem Nest – das allein kommt schon nicht so oft vor. In Beetz hat sich um die Storchenfamilie allerdings ein echtes Drama abgespielt, und wenn Helmut Voigt (83) davon erzählt, dann kommen ihm die Tränen. Denn die fünf Jungstörche sind Mitte Juni Halbwaisen geworden, sie werden allein vom Vater aufgezogen.

Seit zwölf Jahren kommt immer dasselbe Storchenpaar auf das Grundstück von Helmut Voigt. Dort gibt es nicht nur den freien Blick aufs Luch, sondern auch das Storchennest hoch oben über dem Gehöft. Die Zahl der Jungtiere war in den vergangenen Jahren schon immer hoch. Am 12. Juni aber, da verhielt sich die Mutter-Störchin seltsam, erinnert sich der Beetzer. „Sie saß irgendwie so komisch.“ Zwei Tage lang schien es ihr nicht besser zu gehen. Am 14. Juni schließlich stand die Störchin sehr lange auf dem Scheunendach. „Ich habe hier gestanden und sie gerufen“, sagt Helmut Voigt. „Sie kam dann runtergeflogen.“ Das Tier landete vor ihm, ging in die Knie, „hat mich noch angeguckt und ist dann gestorben.“ Den Grund für das plötzliche Ableben hat Roland Heigel, der Storchenbetreuer im Oberhavel-Süden, schnell herausgefunden. Die Störchin habe einen Maulwurf gefressen, seine Klauen haben sich aber scheinbar im Schlund festgesetzt. Das Tier sei im Inneren verwest, der Storch sei schließlich an einer Blutvergiftung gestorben.

Für Helmut Voigt brach eine Welt zusammen. „Damit werde ich nicht fertig“, sagte er am Freitag. „Das ist, wie wenn ein Familienmitglied stirbt. Ich habe sehr geweint.“ Und es blieb die Sorge um den Rest der Familie, denn der männliche Storch musste sich nun allein um den Nachwuchs kümmern. „Ich habe gedacht, jetzt kommt eine Tragödie, weil er alleine da stand, und er schmeißt zwei Junge raus.“ Das wäre nicht ganz ungewöhnlich gewesen, wie er erfahren hatte. „Aber es kam nicht so. Er hat sich gekümmert.“ Am Freitagmittag klapperte es ordentlich rund um das Nest, denn immer wieder kamen Fremdstörche. „Das kann er nicht leiden, die verscheucht er“, beobachtete Helmut Voigt. Dennoch würde der Storch es wohl nicht alleine schaffen, seine fünf Kinder zu füttern – und so begann eine Hilfsaktion.

In die ist auch der Alt Ruppiner Tierarzt Lutz Borchardt involviert. Er ist immer mal wieder in Beetz – und momentan, um Fische vorbeizubringen. Denn die Fischerei Pfefferkorn aus Altfriesack, der Fischer Jürgen Ebert aus Alt Ruppin sponsern Fische. Auch vom Anglerverein in Kremmen werden Fische nach Beetz geliefert. Der Tierpark Kunsterspring und Andreas Sidow von der Fischereibehörde haben ebenfalls ihre Unterstützung angeboten. „Das ist bemerkenswert“, sagte Lutz Borchardt. „Und es sieht so aus, dass wir alle fünf Jungtiere groß kriegen.“ Davon geht auch Helmut Voigt aus.
„Was die Fütterei angeht, da muss ich viel Dank aussprechen“, sagte der Beetzer. In der Regel ist die Storchenfamilie bis zum 18. oder 19. August in Beetz – in den vergangenen Jahren waren das die Tage, wo sie in Richtung Süden aufgebrochen waren. Das wird dann wohl auch in diesem Jahr so sein. Deshalb sei es auch spannend zu sehen, ob der Storch im kommenden Jahr wieder zurück komme – das könnte Anfang April der Fall sein – und ob er sich ein neues Weibchen suche oder eine neue Partnerschaft zulasse. Experten würden sagen, das könne der Fall sein. Helmut Voigt glaubt, dass der Storch erst mal kein neues Weibchen suche. Auch würde sich der männliche Storch seit dem Tod der Partnerin ihm gegenüber anders verhalten – scheuer als sonst.


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