Wolfgang Schorlau / Claudio Caiolo: Der Tintenfischer

(1) -> 6.3.2020

Das Coronavirus, die Lockdowns, die Maskenpflicht – all das findet nur wenig Beachtung in Filmen, Serien oder auch in der Unterhaltungsliteratur. Für den zweiten Roman ihrer Reihe um Commissario Morello in Venedig haben sie sich entschieden, die Coronakrise zum Thema zu machen.
In „Der Tintenfischer“ ist Venedig nämlich zunächst vollkommen ausgestorben. Es sind keine Touristen da, und die Bewohner dürfen nicht ohne Weiteres auf die Straßen und Plätze. Lockdown, und alle sind genervt.

Commissario Morello muss nun auch immer dran denken, die Maske zu tragen. Und vor allem muss er helfen, zu überprüfen, dass wirklich niemand unberechtigt draußen ist.
Er ist mit seiner Kollegin Anna Klotze unterwegs, als sie beobachten, wie ein junger Mann von einer Brücke in den Canale Grande springt. Anna Klotze springt ihm nach und kann ihn retten.
Es stellt sich heraus, dass es sich bei dem Mann um einen Flüchtling aus Nigeria handelt. Seine Freundin wurde von der nigerianischen Mafia in Sizilien zur Prostitution gezwungen.
Morello will nach Sizilien, um die Frau zu retten – in die Region Italiens, aus der er stammt und in der er wegen der Mafia selbst in großer Gefahr schwebt. Mit Anna bricht er auf, von Neapel aus fahren sie mit dem Segelboot, geraten in einen Sturm – und treffen auf weitere Flüchtlinge in Not.

Schon im zweiten Roman der Reihe schlagen die Autoren Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo den ganz großen Bogen. Denn sie behandeln in ihrem Buch nicht nur das Coronavirus. Recht schnell verlassen sie mit ihrer Geschichte Venedig, und es geht um die ganz großen Fragen der Gesellschaft und Politik – um den Umgang mit Flüchtlingen. Plötzlich müssen Morello und Klotze Flüchtlinge aufnehmen, und in dem Zuge bekommen sie große Probleme, sie am nächsten Hafen an Land bringen zu können.
Das sind alles richtige und wichtige Themen, aber für einen Venedig-Roman, der recht bald plötzlich nicht mehr in Venedig spielt, doch ein bisschen weit hergeholt. Hinzu kommt Morellos eigene Vergangenheitsbewältigung in Sizilien. Dabei wäre allein schon ein Fall rund um die Coronaprobleme sicherlich sehr spannend gewesen.
Und obwohl das alles recht flott, szenisch mit vielen Dialogen, aufgeschrieben ist, hat der Roman immer wieder Längen und Leerläufe. Einige Stellen sind dazu recht flapsig aufgeschrieben, seltsam stichwort- oder drehbuchmäßig, wie schnell dahingeschrieben.
So richtig warm bin ich mit dem Buch irgendwie nicht geworden – was wirklich in vielerlei Hinsicht schade ist.

Wolfgang Schorlau / Claudio Caiolo: Der Tintenfischer
Kiepenheuer & Witsch, 293 Seiten
5/10


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Eine Antwort zu „Wolfgang Schorlau / Claudio Caiolo: Der Tintenfischer“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert