Die Sendung mit der Maus

SO 27.03.2022 | 9.20 Uhr | Das Erste

Katja ist eine Transfrau. Geboren worden ist sie als Mann, aber immer fühlte sie sich im falschen Körper. Viele Jahre lebte sie dennoch als Mann, bis sie den Schritt wagte.
Es ist die Geschichte eines Menschen, der in seinem Leben gelitten und nun etwas gewagt hat. Es ist eine Geschichte, die man auch Kindern erzählen sollte. Um ihnen zu zeigen, was es für Menschen gibt. Um ihn zu zeigen, dass jeder so leben können sollte, wie er oder sie es möchte. Und dass das nichts ist, was man verurteilen muss.

In der „Sendung mit der Maus“ am Sonntagmorgen im Ersten ging es um Transgeschlechtlichkeit. Anlass ist der Tag der Transsichtbarkeit am 31. März.
Die Kinder – und die erwachsenen Zuschauer natürlich auch – haben Tanja nämlich schon mal kennengelernt. Damals war sie noch ein Mann, er hieß Erik und war obdachlos. In dem Beitrag ging es darum, wie Erik lebte, welche Schwierigkeiten es gab. Nun hat Erik die Obdachlosigkeit überwunden, eine eigene Wohnung und den Schritt gemacht, nun endlich als Katja zu leben.
Eine spannende Geschichte, die Kinder zeigen, wie vielfältig das Leben ist. Dazu gab es noch einen kurzen Animationsfilm über eine Prinzessin, die ein Ritter sein möchte.

Es ist Kinderfernsehen in seiner besten Art. Das aber finden nicht alle. Es gibt Menschen, die sprechen Tanja ab, ein liebenswerter Mensch zu sein.
Noch am Sonntag regte sich die rechte, erzkonservative Blase über diese „Sendung mit der Maus“ auf. Die Publizistin Birgit Kelle, die beispielsweise schon beim schwurbeligen Kopp-Verlag veröffentlichte, faselte etwas von Ideologie und von „Propaganda jetzt auch für die Kleinsten“. Der WDR habe „wirklich gar keine Skrupel mehr“. Nun ist es also schon Propaganda, ein harmloses Porträt einer Transfrau im Kinderprogramm auszustrahlen?

In die gleiche Kerbe schlug Julian Reichelt. Mit Moral kennt der sich aus: Bei der „Bild“ wurde er u.a. wegen unangebrachter Beziehungen zu Untergebenen gefeuert. Er sprach auf Twitter von der „Zwangsmaus“, was angesichts seiner Vorgeschichte schon sehr lustig ist. Sein Gefasel kam geradezu wirr daher: „Die Zwangsmaus und die Öffentlich-Rechtlichen wollen, dass wir uns nicht mehr trauen, Dinge zu sagen, von denen wir wissen, dass sie wahr sind.“ Reichelt spricht Transmenschen die Existenz ab. „Sie wollen uns einschüchtern und erziehen, bis wir aus Furcht Fakten verleugnen: Jungs sind Jungs, Mädchen sind Mädchen.“ Moralabstinenzler Reichelt schwadroniert also angesichts eines im Ersten gezeigten Porträts von Einschüchterung und Erziehung. Allerdings ist das schon bitter, und es sagt sehr viel über Julian Reichelt aus, wenn er sich durch „Die Sendung mit der Maus“ eingeschüchtert fühlt. Fast möchte er einem Leid tun.

Aber die Maus-Redaktion hat auf Twitter gut gekontert: „Auch als erwachsene Person kann man bei uns noch viel lernen zu relevanten Themen wie z.B Toleranz. Die Maus ist dazu da, den Horizont für Groß und Klein zu erweitern.“ Ob es bei Reichelt da noch was zu erweitern gibt?

-> Die Sendung in der ARD-Mediathek (bis 3. Mai 2022)


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Kommentare

Eine Antwort zu „Die Sendung mit der Maus“

  1. […] immer wieder durch Deutschland – meist befeuert durch Bild, rechte Medien und soziale Medien. Dass „Die Sendung mit der Maus“ erklärt, wie eine Transfrau lebt, sei für Kinder unerträglich, finden einige laute Leute. Dass der Partysong „Layla“ […]

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