Der Palast

MI 05.01.2022 | 20.15 Uhr | ZDF

Berlin ist gerade groß in Serienmode. Gerade erst waren wir im „Eldoradio KaDeWe“, und nun geht es in den Palast. Also, nicht in den abgerissenen Palast der Republik, sondern in den Friedrichstadt-Palast. Der war schon in der DDR die allererste Adresse für den Revuetanz, und auch heute hat die Spielstätte in Berlin-Mitte die größte Theaterbühne der Welt.
Kein Wunder, dass der Palast Stoff für Filme oder Serien bietet. Das ZDF startet das neue Jahr mit dem Dreiteiler „Der Palast“, der in der ZDF-Mediathek auch als Sechsteiler verfügbar ist.

Ostberlin, Ende der 80er. Christine Steffen ist Tänzerin im Friedrichstadt-Palast. In einer der Aufführungen sitzt Marlene Wenninger im Publikum. Die ist schockiert: Denn eine der tanzenden Frauen dort auf der Bühne, sieht aus wie sie selbst! Marlene kommt aus Franken, sie soll dort in den Familienbetrieb einsteigen, und dass sie eine Schwester hat, wusste sie nicht. Christine und Marlene kommen zusammen, und nun wollen sie ergründen, was denn einst rund um den Mauerbau mit ihrer Familie passiert ist. Als Marlene nach West-Berlin zieht, tauschen sie immer mal wieder die Identitäten, um von Ost nach West zu kommen…

Eine neue Variante des doppelten Lottchens. Denn natürlich sorgen die Zwillingsschwestern an vielen Stellen für Verwirrung. Wenn die beiden ihre Rollen tauschen und Marlene in den Ostberliner Alltag eintaucht, aber von der Tochter schnell enttarnt wird. Wenn sich neue Liebesbeziehungen über die Mauer hinweg auftun – und wenn sie die Grenze überschreiten müssen. Denn die Grenzer und die Stasi werden zunehmend misstrauisch.
Die Geschichte ist ohne Zweifel spannend, weil sie erneut ein Stück DDR erzählt. Denn natürlich bekommt man auch Einblicke in die Abläufe des Palastes, was hinter den Kulissen der Showbühne passiert.
Svenja Jung spielt übrigens beide Zwillinge, was eine Herausforderung gewesen sein durfte.

Und dennoch: „Der Palast“, so heißt die Serie, ist nicht der Hauptdarsteller. „Der Palast“ ist nicht die Hauptgeschichte. Im Vordergrund stehen die Zwillinge, und die Geschehnisse im Friedrichstadt-Palast sind nur Beiwerk. Deshalb ist der Titel eigentlich irreführend, denn er impliziert eine andere Story, die sich mehr und hauptsächlich damit befasst. Die Serie ist sehenswert, aber dennoch ein leichter Etikettenschwindel.

-> Die Serie in der ZDF-Mediathek (bis 26. Dezember 2022)


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Kommentare

3 Antworten zu „Der Palast“

  1. ThomasS

    Du kennst dich sicherlich besser aus als ich: War es vor der Wende wirklich möglich, von einer Ostberliner Telefonzelle aus nach Bamberg durchzuwählen?!?

    Meine Erinnerungen sind da anders. Unsere Rostocker Verwandtschaft musste zur Post, um das Gespräch anzumelden und hat dann stundenlang gewartet. Manchmal kam die Verbindung zustande, manchmal mussten sie unverrichteter Dinge wieder abziehen. 🙁

    Aber vielleicht hatte Berlin da einen Sonderstatus …

    Darüber hinaus gibt es mehrere Ungereimtheiten die mir aufgefallen sind. Auch abgesehen vom mangelnden Realismus ist das Storyboard nicht das Wertigste. Allzu sehr wird hier auf Wendungen gesetzt, die recht unwahrscheinlich sind. Meines Erachtens handelt es sich nicht um eine Produkton, die erkennbar „mit der heißen Nadel genäht“ ist. Ärgerlich!

  2. ThomasS

    Meines Erachtens handelt es sich um eine Produkton, die erkennbar “mit der heißen Nadel genäht” ist.

    So!

  3. RT

    Das mit der heißen Nadel glaube ich nicht. So eine Produktion wird eher selten schnell gestrickt.

    An die Szene mit der Telefonzelle kann ich mich nicht erinnern. Es gab, glaube ich, anrufbare Telefonzellen. Was bedeuten könnte, dass man Gespräche anmelden und sie dorthin bestellen konnte. Aber das ist eine reine Vermutung.

    Was mir aufgefallen ist: Es standen immer eine Vielfalt an Ostautos am Straßenrand. Dabei überwog ganz stark der Trabant das Stadtbild.

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