Uhr wird per Hand aufgezogen

Ortsspaziergang durch Bötzow: In der Kirche hat Pfarrer Albroscheit jeden Tag eine spezielle Aufgabe – an der Dorfaue gibt es einen Viertelmeilenstein

MAZ Oberhavel, 18.11.2021

Bötzow.
Wohin mit dem Weihnachtsbaum? Ortsvorsteherin Mandy Krenz steht mit Martin Schröder und Ralf Hannusch vom Heimatverein vor dem Bötzower Gemeindezentrum. Ein fester Weihnachtsbaum soll gepflanzt werden, und deshalb ist die Stelle mit Bedacht zu wählen. Schließlich soll jeder den Baum von der Veltener Straße aus sehen können, er darf aber auch nicht zu dicht am Parkplatz stehen.

Der Ortsrundgang beginnt dort, wo die Vereine zusammenkommen und der Ortsbeirat tagt. Gerade wird das Gemeindezentrum eingezäunt – wegen der verschiedenen Vandalismusschäden in den vergangenen Monaten. Mitten auf dem Weg stehen zwar schon Pfeiler, aber die Zaunfelder und das Tor fehlen noch. „Die kommen bestimmt bald“, sagt Martin Schröder und lächelt. Er ist der Vorsitzende des Bötzower Heimatvereins. Am Dorf mag er die Landschaft, „auch rund um Bötzow“, wie er erzählt.
Im Gemeindezentrum werden gerade Karten gekloppt. Unter den Spielern ist der ehemalige Ortsvorsteher Günter Franke. Der Saal gegenüber kann auch für Feiern gemietet werden – was noch reizvoller ist, seitdem es dort auch eine Art Balkon-Terrasse gibt.

Weiter geht es in Richtung Dorfaue. An der dortigen Kreuzung sollte eigentlich längst eine Ampelanlage stehen, doch die lässt auf sich warten. Wenn sie errichtet wird, muss die Ecke Veltener Straße/Dorfaue etwas verändert werden – doch wann es so weit ist: unklar.
Die Ampel sollte in Betrieb gehen, wenn der Hort fertig ist – und zumindest das ist längst geschehen. Wer an dieser Kreuzung geradeaus schaut, wird sogar gleich zwei neue Hortgebäude erblicken. Der Anbau ist erst im Frühjahr dieses Jahres eröffnet worden. Er wurde nötig, weil die Kinderzahlen in Bötzow und Marwitz stark gestiegen waren. Läuft man weiter auf der Dorfaue entlang, kommt man nicht nur an Pferdehöfen vorbei, sondern links auch an einem älteren, gerade leerstehenden Gebäude. Dort war der Hort früher drin – nun soll es umgebaut werden, so dass dort in Zukunft weitere Kitaplätze zur Verfügung stehen. Große Pläne gibt es auch für die alte Turnhalle. Wenn die neue Halle hinter der Grundschule gebaut wird, dann wird die alte Halle so umgebaut, dass es dort neuen Klassenräume gibt.

Wir stoppen aber erst mal am Viertelmeilenstein. Denn Bötzow liegt an der alten Poststraße, die weiter in Richtung Krämerwald und Flatow führt. Angezeigt werden Dreieinviertel Meilen bis Berlin. Klingt dichter dran, als es ist. Denn eine preußische Meile sind 7,53 Kilometer.

Ein Hingucker ist die Bötzower Nikolaikirche. Wir treffen Pfarrer Immanuel Albroscheit. Er muss in die Kirche, denn die Uhr muss aufgezogen werden. „Das ist die einzige mechanische Uhr hier in der Gegend, die noch in Betrieb ist“, erzählt er. „Alle anderen sind elektrisch.“ Heißt aber auch: Er muss jeden Tag ran. Martin Schröder nimmt den großen Schlüssel, schiebt ihn ins Schloss – aber es klemmt. Pfarrer Albroscheit übernimmt. Vorsichtig bewegt er den Schlüssel im Schloss, und wir können rein. Wir laufen zwei Treppen hoch und gelangen zur Glocke. „Sie ist von 1418“, sagt Immanuel Albroscheit. „Das muss man sich mal vor Augen halten.“ Aber wir sind ja hier oben, weil die Uhr aufgezogen werden muss. Zwei Gewichte sorgen dafür, dass das Uhrwerk in Gang ist. Die Uhr aufziehen heißt: Kurbeln, damit die Gewichte wieder hochgezogen werden. „Das hält dann maximal 28 Stunden.“ Irgendwann stehen die Gewichte so tief, dass die Uhr stehen bleibt. „Ich freue mich, wenn die Uhr pünktlich ist, und die Leute denken, das ist alles elektronisch“, sagt der Pfarrer. „Nee, das ist mein Händchen!“ Seit sieben Jahren macht er den täglichen Gang.
Wir klettern hoch auf den Turm. Je weiter oben wir sind, desto enger wird die Leiter. Der Specht sorgt dafür, dass oben im Turm lauter Löcher zu sehen sind. „Da haben wir echt Angst, dass das kaputt geht“, so der Pfarrer. Von oben hat man aber einen schönen Blick auf Bötzow. Wieder unten schauen wir uns noch den Altar an. „Das ist der Schönste in Oberhavel“, sagt Martin Schröder vom Heimatverein.

Wieder draußen sehen wir, dass in der Bibliothek an der Grundschule noch Licht brennt. „Wir haben seit zwei Wochen wieder unsere normalen Öffnungszeiten“, erzählt die Bibliothekarin Claudia Adler. „Darüber bin ich echt froh.“ Gerade kommt ein Mädchen mit ihrer Mutter, um Bücher abzugeben. „Für die Kinder ist das hier megawichtig“, sagt Ortsvorsteherin Mandy Krenz.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert