Wien, 1938: Der Anwalt Josef Bartok (Oliver Masucci) und seine Frau Anna (Birgit Minichmayr) sind auf einem Ball, als Josef erfährt, dass die Besetzung Österreichs durch die deutschen Nationalsozialisten unmittelbar bevorsteht. Doch er nimmt das zunächst nicht ernst. Als er dann doch beschließt, in die USA zu fliehen, schickt er seine Frau mit dem Wagen vor – er muss noch Unterlagen sichern. Noch in der Nacht stehen die Nazis vor seiner Tür. Er wird verhaftet und ins Hotel Metropol gebracht.
Die Nazis erhoffen sich von Josef viel Geld. Denn er verwaltet als Anwalt das Vermögen des Adels. Der Leiter der Staatspolizei, Franz-Josef Böhm (Albrecht Schuch) will, dass Josef ihm Zugang zu einigen Konten der Adligen gibt. Doch der Anwalt weigert sich – auch, als immer härtere Methoden angewandt werden.
In seiner Gefangenschaft gerät Josef an ein Schachbuch – Schach wird ihn am Leben erhalten.
Die „Schachnovelle“ von Philipp Stölzl ist die Verfilmung der gleichnamigen Novelle von Stefan Zweig. Sie erschien 1941. Mehr und mehr entwickelt sich die Geschichte zu einem schmerzhaften Rausch. Einerseits weil die Methoden der Nazis immer brutaler werden. Andererseits weil sich Josef in einen Wahn flüchtet – er spielt Schach, er lernt alle Züge. In einer zweiten Handlungsebene wird das Spiel später noch eine wichtige Rolle spielen.
Dieser Film ist ein Rausch. Denn der Schmerz und die Folter, die Josef angetan werden, die macht der Film sehr deutlich. Die geistige Verwirrtheit, der Alptraum, das Trauma – all das spiegelt sich hier wider.
Oliver Masucci spielt diesen Wahn auf eine fesselnde Weise. Zwar wirken die Dialoge in den ersten Minuten ein wenig gestelzt, das spielt später aber keine Rolle mehr. Streckenweise weiß man als Zuschauer nicht, was wahr ist und was nicht, was sich Josef vielleicht nur einbildet und was echt ist.
Der Wahn steigert sich mit der Zeit auf fast grenzwertige Weise, packend ist das alles aber definitiv. Und man schüttelt den Kopf, was Josef alles erleiden muss.
Schachnovelle
D / Österreich 2020, Regie: Philipp Stölzl
Studiocanal, 112 Minuten, ab 12
7/10
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