Einmal im Ort, wollen die meisten nicht mehr wegziehen

Dorf-Spaziergang: Auf der Hunderunde gibt es viele herzliche Begegnungen, die Idylle im Schlosspark, aber auch ein Haus, das für Gefahren sorgt

MAZ Oranienburg, 27.3.2021

Groß-Ziethen.
Sie wird eines der Schmuckstücke in Groß-Ziethen. Die Sanierungsarbeiten in und rund um die Kirche sind fast abgeschlossen. Gegenüber der Kirchentür befindet sich der Garten der Stille. Umgeben von Hecken kann man sich dort hinsetzen und die Ruhe genießen. Wenn die Bauarbeiten beendet sind, wird dieser Garten hoffentlich auch wieder aktiviert.
Der Ortsspaziergang führt zum Friedhof, direkt hinter der Kirche. Ein paar Leute pflegen hier gerade die Gräber. „Ich wohne schon immer hier in Groß-Ziethen“, sagt Karin Eylert. „Hier geboren und da geblieben.“ Sie liebt die Ruhe im Dorf. Die braucht sie auch, denn sie arbeitet in der Altenpflege. „Das ist sehr anstrengend. Wir tragen den ganzen Tag FFP-2-Masken, und wir hatten auch Coronafälle, wo wir in Vollschutz arbeiteten.“ Es sei ein Segen, jetzt auf dem Land zu leben. „Man kann sich auf dem Grundstück frei bewegen.“

Weiter geht es entlang der Kremmener Straße zum Spielplatz. Zu sehen sind etliche Spielgeräte, alle in gutem Zustand. „Dafür, dass wir hier nur 14 Kinder im Dorf haben, ist das hier ein Top-Spielplatz“, sagt Ortsvorsteherin Astrid Braun. Zurück in der Alten Dorfstraße zeigt sie auf das grüne Männchen am Straßenrand mit dem Hinweis „Fahr langsam!“ Eines von den Männchen sei gestohlen worden, sagt sie. Der Blick nach unten ist dagegen ein echter Hingucker: Am Wegesrand stehen die bunten Frühblüher, die für Farbtupfen im Dorf sorgen.

Auf der linken Seite kommen wir an der Bäckerei Forduhn vorbei, das letzte richtige Geschäft im Ort. „Der Bäcker ist gut besucht“, sagt Astrid Braun. Am Wochenende könne es schon mal länger dauern. Astrid Braun spricht von „30 Minuten diszipliniertem Anstehen“.
Auf der Alten Dorfstraße kommt es immer wieder zu Begegnungen. Ortsvorsteherin Astrid Braun ist regelmäßig auf ihrer Hunderunde. Ebenso wie Daniela Winter. „Wir begegnen uns jeden Tag“, sagt sie. Auch sie lebt schon immer in Groß-Ziethen. „Mir gefällt der Zusammenhalt hier. Wenn jemand Hilfe braucht, geht er irgendwo hin, und dann bekommt er Hilfe. Oder man ist mal da, um dem anderen einfach zuzuhören.“ Astrid Braun ergänzt: „Die Ziethener wirken manchmal schroff, aber sie sind sehr herzlich.“ Daniela Winter kann sich nicht vorstellen, in einer Stadt zu leben. Sie hat einen Hund und viele Hühner, erzählt sie. Außerdem zwei Kinder und ihren Partner. Langweilig wird es da nie.

Auf dem Gang über die Alte Dorfstraße haben wir das sogenannte Katzenhaus erreicht. Das ist ein verlassener Bau, der aussieht, als würde er bald zusammenfallen. „Man kann nur hoffen, dass nichts passiert“, sagt die Ortschefin. Das Gebäude steht offen und stellt somit eine Gefahr dar. Schräg gegenüber befindet sich ein künstlich bemalter Stromkasten – mit Pferden darauf. „Das Motiv konnten wir uns aussuchen, klar, dass wir uns für die Pferde entschieden haben“, erzählt Astrid Braun.
An einem der Häuser steht der Schaukasten mit den Bekanntmachungen. „Hier war früher das Ärztehaus drin.“ Links war die alte Gaststätte von Kühnkes, später „Zum sauren Brötchen“. Eine kleine Videothek war da wohl auch mal drin. Dahinter steht noch der seit Jahrzehnten nicht genutzte Festsaal. Auch das alte Backsteinhaus steht leer.

Wir biegen in die kleine Straße neben dem Schloss. Direkt dahinter befindet sich der Schlosspark, der tagsüber öffentlich zugänglich ist. Wir laufen durch das Tor und stehen in einem landschaftlich wunderschönen Park – nicht akkurat gepflegt, sondern auf eine angenehme Art und Weise wild gehalten. An einigen Stellen sind Sitzbänke, lange mit Wasser gefüllte Gräben ziehen sich durch den Park. Zu bestimmten Zeiten kann man Rehe beobachten oder auch Eichhörnchen.


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