Der kleine Bruder des Ku’damms

Wie der Kuh-Damm in Groß-Ziethen vor gut 20 Jahren zu seinem Namen kam – warum es dort auch fast die Straße Unter den Linden gegeben hätte – und die Frage: Mit oder ohne Bindestrich?

MAZ Oranienburg, 9.2.2021

Groß-Ziethen.
Wenn Ortsfremde durch Groß-Ziethen fahren, dann kommt es schon mal vor, dass sie an einer bestimmten Stelle der Alten Dorfstraße anhalten und Fotos machen. Es ist das Straßenschild „Kuh-Damm“, das immer wieder Aufmerksamkeit erregt. Denn nicht nur Berlin hat seinen weltberühmten Ku’damm – die liebevolle Abkürzung für den Kurfürstendamm –, sondern auch Groß-Ziethen – nur dass er etwas anders geschrieben wird.

Aber wie ist der Kuh-Damm eigentlich zu seinem Namen gekommen? Der ehemalige Ortsvorsteher Gerhard Mittelstädt erinnert sich noch gut daran, wie es dazu gekommen ist. Denn der Kuh-Damm hieß nicht immer so. Alles hat damit zu tun, dass Groß-Ziethen im Zuge der Gemeindegebietsreform am 31. Dezember 2001 nach Kremmen eingemeindet worden ist. Die kleine Straße hieß damals noch Triftweg. Das Problem: In Kremmen gab es mit den Eingemeindungen der umliegenden Dörfer mehrere Triftwege – und in Groß-Ziethen waren weniger Leute von einer Umbenennung betroffen.
Der Triftweg hatte bis dahin unter den Bewohnern den inoffiziellen Namen „B-Damm“. Es gab auch einen H-Damm, neben dem Schloss. Das H stand für Herren, das B für Bauern, erklärt Gerhard Mittelstädt. So oder so musste ein neuer Name her. Auch für den Lindenweg und für die Dorfstraße. „Wir hatten kurzzeitig den Gedanken, den Lindenweg in Unter den Linden umzubenennen“, erzählt der Groß-Ziethener. Ein bisschen Berlin-Flair ins Dorf holen, und in diesem Zuge kam auch der Gedanke vom Kuh-Damm. „Eigentlich war das erst nur ein Spaß“, erinnert sich Gerhard Mittelstädt. „Daraus ist dann aber Ernst geworden.“ Zumindest für den Kuh-Damm. Der Ortsbeirat hatte dann tatsächlich diesen Vorschlag eingebracht. Die Straße „Unter den Linden“ setzte sich dagegen nicht durch. Stattdessen wurde damals aus dem Lindenweg der Lindenbaum. Die Dorfstraße wurde zur Alten Dorfstraße.

Seitdem der Triftweg nun Kuh-Damm heißt, ist er zu einem beliebten Foto-Objekt geworden. Der Groß-Ziethener Axel Ebel wohnt am Kuh-Damm, an der Ecke zur Dorfstraße, und bekommt mit, wenn Leuten anhalten und Fotos machen. „Wenn ich hier Geld dafür nehmen würde, wäre ich schon Millionär“, sagt er und lacht. „Es sind vor allem die Berliner, die dann hier anhalten und Fotos machen.“ Früher war der Kuh-Damm übrigens ganz weit weg davon, wie der Ku’damm in Berlin eine Prachtmeile zu sein. Als er noch unbefestigt war, gehörte der Damm zu den schlimmsten Wegen im Dorf. Wie Axel Ebel erzählt, seien Bewohnerinnen schon mal mit Stiefeln zur Dorfstraße gelaufen, um sich erst dort die eigentlichen Schuhe anzuziehen.

Als Ende 2001 die Gemeindegebietsreform vollzogen wurde, gab es aber noch eine Festlegung, die das ganze Dorf betroffen hat. Zu diesem Zeitpunkt ist nämlich festgelegt worden, ob Groß-Ziethen mit oder ohne Bindestrich geschrieben wird. Bis dahin war das offenbar nicht genau festgelegt. „Viele haben den Ort mit Bindestrich geschrieben, viele aber auch ohne“, sagt Gerhard Mittelstädt. Das hatte dann ein Ende. „Bei der Gelegenheit ist dann festgelegt worden. Groß-Ziethen mit Bindestrich zu schreiben.“
Innerhalb der neuen Kremmener Stadtgrenzen sei das dann auch gleich umgesetzt worden. Alle offiziellen Straßenhinweisschilder mussten angepasst werden. „Das galt aber nur für Kremmen selbst“, so der damalige Ortsvorsteher. Außerhalb Kremmens musste das nicht geschehen, weshalb es beispielsweise in Schwante noch ein Schild gibt, auf dem der Bindestrich fehlt.


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