MI 12.02.2020 | 20.15 Uhr | Das Erste
Scheidung. Streit. Und wer denkt an das Kind?
Es gibt Fälle, das stellt sich genau diese Frage. Der Film „Weil du mir gehörst“ zeigte am Mittwochabend im Ersten einen besonders erschütternden Fall, der einen als Zuschauer ratlos zurückließ.
Schon der Satz: „Weil du mir gehörst.“ Der sitzt. Weil: Ums Kind scheint es gar nicht wirklich zu gehen.
Julia (Julia Koschitz) und Tom (Felix Klare) haben sich scheiden lassen. Beide haben sie das Sorgerecht für die kleine Anni (Lisa M. Trense).
Aber Julia möchte nicht mehr, dass Anni Kontakt zu ihrem Vater hat. Erst sorgt sie sich, weil sie eine Wunde am Art hat, sie war vorher auf dem Spielplatz gestürzt.
Irgendwann fängt Julia an, Spielchen zu spielen. Papa hat dich versetzt, heißt es dann. Obwohl Tom gar nichts davon weiß. Julia verleumdet Tom, sie lügt, später zieht sie mit Anni um, ohne dass Tom davon weiß. Sie will Anni kihm entziehen, mit allen Mitteln.
Dass Mütter das Kind dem Vater vorenthalten wollen, ist kein Einzelfall. Es wird nur wenig darüber gesprochen. Und als Zuschauer muss man hilflos, ohnmächtig zusehen, wie Julia ihre Tochter auf fiese Weise manipuliert und belügt. Anni glaubt ihrer Mutter. Immer wieder versucht sie, ihren Papa anzurufen. Anni weiß nicht, dass sie gar nicht mehr die Nummer des Vaters hat und stattdessen auf die Mailbox eines Handys spricht, das auch ihrer Mutter gehört. Perfide ist das! Und tatsächlich schafft Julia es, dass Anni für ihren Vater Hass empfindet – und Worte für ihren Vater findet, die für ein Kind ungewöhnlich erwachsen klingen. Tom ist machtlos, er kann nicht wirklich was tun.
Und so entlässt der Film die Zuschauer auch in völliger Ungewissheit.
Leider ist die anschließende Diskussion nicht im Fernsehen gelaufen – weder im Ersten, noch im Dritten des SWR, von dem der Film stammt, oder auf one -, sondern nur in der Mediathek. Dafür hätte durchaus mal Platz geschaffen werden können.
Dort monierte eine Expertin, dass der Film sehr einseitig gewesen sei, nur die Mutter als die Böse dargestellt worden sei. Damit hatte sie zwar recht. Aber der Film wollte ja mal genau so eine Situation zeigen, und er ist nicht dazu da, die Problematik als gleichberechtigten Rundumschlag darzustellen. Ein Vater, der auch in der Runde saß, brachte es auf den Punkt: Er habe es genauso erlebt.
-> Der Film in der ARD-Mediathek (bis 12. Mai 2020)
-> Die Diskussion zum Film in der ARD-Mediathek
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