Hoffmanns und ihr Trabi-Doppel

Die Autoschlosser-Familie aus Neu-Vehlefanz hütet ihre beiden Schätze aus den 80er-Jahren

MAZ Oberhavel, 21.2.2018

Neu-Vehlefanz.
Allzu oft wollen Hoffmanns ihre beiden Trabis nicht bewegen. „Die sollen ja noch lange halten“, sagt Fred Hoffmann. Einer der Trabis hat ein Saisonkennzeichen von April bis Juni, der andere darf von Juli bis September auf die Straße.

Die Neu-Vehlefanzer, die nebenan in Wolfslake eine Autowerkstatt betreiben, hegen und pflegen ihre beiden Fahrzeuge. Einer ist Baujahr 1985, der andere aus den letzten Tagen der DDR, von 1989. „Ich hätte ja nach der Wende nie gedacht, dass die Trabis mal zum DDR-Kulturerbe zählen“, sagt Fred Hoffmann. „Da hätte ich eher auf den Wartburg getippt. Zur Wende hat ja jeder den Trabi regelrecht weggeschmissen.“ Er selbst hat 1968 an seinem ersten Trabant geschraubt, als er in Velten mit seiner Autoschlosser-Lehre begonnen hatte. Vielleicht sein Meisterstück: Von 1979 bis 1981 hat er einen alten P 600 zum 601er umgebaut. Der Trabant hatte sich bei einem Unfall überschlagen, und Hoffmann holte sich beim damaligen Rat des Kreises eine Aufbaugenehmigung. „Das war ein Neuaufbau, das ist in der DDR nicht oft passiert.“ Bis 1987 war er dann in Besitz der Familie, „dann war der wieder reif für die Insel.“

Die beiden Trabis, die Hoffmanns jetzt in Neu-Vehlefanz haben, können schon eine bewegte Geschichte erzählen. Den 1985er-Trabant hat Fred Hoffmann auf dem Dorfplatz in Klein-Ziethen entdeckt. Nach einem schweren Sturm war ein Baum auf’s Auto gefallen. Der Besitzer wollte ihn auf den Schrott bringen. „Ich habe ihm einen Zehner gegeben und weggeschnappt.“
Der Trabant von 1989 stammt aus Neu-Vehlefanz. Der ehemalige Revierförster hatte ihn gefahren. „Er war damit auf der Jagd.“ Auch diesen Wagen hat er restauriert. „Allerdings bekommt man die original Türgummis nicht mehr“, erzählt der Autoschrauber. „Jetzt sind es welche vom Golf 2, die passen da original rein“, erklärt er und lächelt. Ansonsten legen sie aber Wert auf wirkliche Originalität. „Er soll nicht flacher oder breiter sein, sondern wie ab Werk.“ Was ihm allerdings mal gefallen hat, war eine Trabant-Stretchlimo. „Die habe ich mal bei einem Trabitreffen gesehen, und die war handwerklich gut gemacht.“

Es sind Erinnerungen, die daran hängen. „Das ist ein Hobby und die Pflege der Rest-DDR-Kultur. Es geht nicht um einen geldwerten Vorteil.“ Mehrere Touren unternehmen die Hoffmanns im Jahr. So geht es immer zur Oldtimerveranstaltung nach Paaren im Glien. „Aber nicht im Regen. Das ist ein Schönwetter-Auto, die kriegt man ja nie wieder sauber.“ Deshalb fahren sie auch gleich nach Hause, wenn ein Regenguss droht. Immerhin 78 000 Kilometer hat der 1985er runter, der 1989er liegt laut Tachostand bei 50 000. „Davon ist er 30000 bestimmt im Wald gefahren“, sagt Fred Hoffmann.
Beide Trabis haben übrigens eine spezielle Plakette an der Frontscheibe zu kleben, sie erinnern an die gängigen Umweltplaketten, sehen aber auf den Trabis sehr anders aus: „Mobile Randgruppe 1“ – darunter ein Totenkopf. „So was gibt es auf Oldtimertreffen“, sagt Fred Hoffmann.

Auch seinen Sohn René hat der Neu-Vehlefanzer mit seiner Liebe zu den Trabis angesteckt. „Es ist eine Erfahrung zu erleben, wie das früher mal war“, sagt er. „Da ist ein echter Unterschied zu merken, schon allein, wie hart das Autofahren mal war. Das merkt man dann schon, wenn man mal zwei Stunden mit dem Trabi fährt.“ Sein Vater Fred nickt lächelnd, und René Hoffmann erzählt: „Nach so einer längeren Tour ist man fix und fertig. Ein Auto ohne Servolenkung und ohne Klimaanlage. Das ist laut und heiß.“
Aber beide sind sich einig. Die beiden Trabis sollen noch lange halten, damit ein Stück DDR-Geschichte erlebbar bleibt.


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