Der Preis ist heiß

MO 09.10.2017 | 17.45 Uhr | RTLplus

20 Jahre ist es her, dass RTL die Gameshow „Der Preis ist heiß“ abgesetzt hat. 1997 war sie nicht mehr zeitgemäß genug – oder die Zuschauer zu alt für die junge, crazy RTL.

Seit einem Jahr holt RTLplus nach und nach alte Gameshows zurück auf den Bildschirm. Das ist nicht in allen Fällen gelungen. Insbesondere das neue „Glücksrad“ wirkt billig. Es kommt aus dem selben kleinen Studio, in dem auch „Familien-Duell“, „Ruck Zuck“ und „Jeopardy!“ aufgezeichnet werden.
Jetzt also auch noch „Der Preis ist heiß“. Ein Comeback, auf das vermutlich nur Hardcorefans gewartet haben. Immerhin war die Werbesendung ziemlich trashig.
Aber die Überraschung: Mit „Der Preis ist heiß“ ist RTLplus mit Abstand das beste Comeback gelungen.

Am Montagnachmittag lief die erste Folge, und man hat vieles – vielleicht sogar alles – richtig gemacht. Man ist in ein größeres Studio gegangen und hat mehr Aufwand betrieben. Harry Wijnvoord und Walter Freiwald sind durch Wolfram Kons und Thorsten Schorn ersetzt worden – und die machen ihre Sache gut. Kons ist charmant, ohne schleimig zu sein, Schorn bringt als der Produkteansager auch Witz rein.
Die Titelmusik ist nur sanft modernisiert worden, die Spiele sind die wie damals – aber sie sind zeitlos, weshalb sie ohne Weiteres funktionieren, ohne retro zu sein. Die Produkte, die es zu gewinnen gibt, sind oft poplig, und manchmal fragt man sich, ob man den Plunder wirklich bracht.

Aber dennoch: Die Show macht Spaß, sie hat Tempo, und sie ist sogar spannend. Denn man kann permanent mitraten. Das Credo bleibt, dass man bei den Preisen „bitte nicht überbieten“ soll. Was kostet bloß die Gesichtssauna (und wer benutzt das?). Aber auch Reisen oder Autos stehen als Preise bereit. Es gibt 2017 auch nicht nur reizende Assistentinnen, sondern auch männliche Produktstreichler.

Die Kandidaten sind erstaunlich jung, viele Männer sind dabei. In Folge 1 gab es gleich zwei Männer, denen gleich die Tränen kamen, weil sie gewonnen haben und total gerührt waren.
Sympathisch ist auch die Unperfektheit. Da verläuft sich eine Kandidatin auf dem Weg zum Ratepult. Da schwenkt die Kamera zum falschen ausgewählten Kandidaten im Publikum. Da steht ein falscher Kandidat auf und rennt runter. Da stolpert eine Kandidatin. Wird alles nicht rausgeschnitten – und es gibt ja keinen Grund.

Kurzum: „Der Preis ist heiß“ ist keine Hochkultur. Aber die Show bringt eine dann doch vermisste Programmfarbe ins Fernsehen zurück: die kurzweilige Spielshow ohne Wissensfragen, den erfreulich guten Trash zum Feierabend.
Daraus sollte man bei RTLplus lernen: nämlich dass man das „Glücksrad“ auch größer aufziehen sollte.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Der Preis ist heiß“

  1. […] was aber auch an den bekloppten Fällen lag, um die sich Rach kümmern musste. Die Wiederkehr von “Der Preis ist heiß” bei RTLplus war dagegen ein voller Erfolg – auch weil sich alle große Mühe gaben, den Klassiker nur […]

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