Morton Rhue: Dschihad Online

Seine Eltern haben sehr viel zu tun, sagt Khalil. Sie haben eine Bäckerei, sagt Khalil.
Was Khalil nicht sagt: Dass seine Eltern die USA längst verlassen haben. Dass er mit seinem Bruder Amir in einem runtergekommen Loch lebt.
All das sagt er nicht. Nicht, als ihn die stellvertretende Schuldirektorin Mrs. Appleby auf seine vielen Fehlstunden anspricht. Und schon gar nicht, als er sich in die hübsche Angie verliebt.
Khalils Bruder sieht sich unterdessen immer mehr Internetvideos von islamistischen Hasspredigern an – und zieht Khalil in einen gefährlichen Strudel.

Morton Rhue ist bekannt für seine gesellschaftskritischen Jugendromane – bekannt ist allen voran natürlich „Die Welle“.
Diesmal nimmt er sich wieder eines wichtigen Themas an, und einem aktuellen dazu. „Ich will junge Menschen auffordern, kritisch zu hinterfragen, was die Menge schreit“, sagt der Autor selbst.
Der Roman zeigt, dass Khalils Bruder sich Videos anschaut, sich auf das bezieht, was er da sieht – und keine Gegenmeinungen hört, keine Nachrichten schaut. Khalil selbst lässt sich da mit reinziehen, aus ähnlichen Gründen.
Rhue erzählt davon, wie Jugendliche in den Extremismus abgleiten können. Wegen ihrer schlechten Situation, ihren miesen Aussichten, keiner Perspektive. Und immer mehr Hass kommt dazu.
„Dschihad Online“ ist leider ein ziemlich reißerischer, plakativer Titel. Die Geschichte selbst ist zwar auch nicht wirklich tiefgründig, aber sie zeigt zumindest ansatzweise, was in Jugendlichen vor sich geht, die sich vom IS anlocken lassen. Für mehr können ja auch Jugendliche sich entsprechend anlesen, wenn sie wollen.

Morton Rhue: Dschihad Online
Ravensburger, 252 Seiten
6/10


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