Verstehen Sie Spaß?: Blackfacing

SA 29.10.2016 | 20.15 Uhr | Das Erste

Wieder wird über Blackfacing diskutiert. Nach 2013 und dem, nun ja, Skandal bei Wetten, dass…?“, sorgte nun Guido Cantz in „Verstehen Sie Spaß?“ für Wirbel.
In der am Sonnabend im Ersten gezeigten Show verkleidete sich Cantz in einem Film in einen schwarzen Südafrikaner. Dicke Nase, dicke Lippen, verstellte Stimme, gebrochenes Deutsch. Es ging darum, den Moderator einer Sendung im Schweizer Fernsehen zu verarschen. Eine Frau sollte ihren Vater endlich kennenlernen. Der Gag: Ins Studio kam nicht der vorher auf einem Foto gezeigte Herr, sondern der schwarze Guido. Haha, lustig.

Okay, der Gag war so mittel. Aber auch rassistisch, wie es Guido Cantz und seinem Team vorgeworfen wird?
Es ist immer ein schmaler Grad, auf dem man sich da bewegt. Cantz ging es darum, sich so zu verkleiden, dass es völlig absurd sei, dass der Afrikaner der Vater der Frau sei. Außerdem darum, dass er keineswegs erkannt wird. Alles, um den Moderator zu verunsichern. Was ihm auch gelungen ist.

Klar, Cantz hätte auch einen Chinesen spielen können. Oder eine Frau. Oder was und wen auch immer. Und in der Tat war sein Afrikaner schon sehr klischeemäßig. Aber ist das schon rassistisch?
Ich gebe zu, ich habe darauf keine wirkliche Antwort. Aber auch das Gefühl, dass sich wieder mal alle auf einen stürzen und es sich dabei auch ein bisschen einfach machen.
Die meisten Medienjournalisten sind sich jedenfalls einig, dass Cantz‘ Gag so gar nicht ging.
Im Übermedien-Blog verurteilt Journalist Boris Rosenkranz Blackfacing ziemlich pauschal. Er zeigt auch andere Beispiele, wie Oliver Pocher als Jerome Boateng. Auch das sei rassistisch. Ist es das? Nur weil er, um diesen Menschen zu spielen, auch seine Hautfarbe ändert? Man kann die Parodie doof finden, aber sie ist deshalb nicht gleich rassistisch.

Das VSS-Team rückte trotz aller Kritik im Vorfeld nicht davon ab, den Film zu zeigen. Das ist nicht verwunderlich, denn immerhin war die Ausgabe ein Schweiz-Special, das auch live in der Schweiz gezeigt worden ist. Da einen der in der Hinsicht wichtigen Filme abzusetzen, wäre für „Verstehen Sie Spaß?“ bitter gewesen. Augen zu und durch – das war da wohl die Devise.

Ja, mit dem Blackfacing verbindet man geschichtlich sehr viel Ungutes, und man hat das völlig zurecht an den Pranger gestellt. Aber ist das bloße Spielen eines Schwarzen rassistisch? Wäre es sofort rassistisch, wenn ein Schwarzer einen Weißen spielt?

Zumal es in „Verstehen Sie Spaß?“ viel schlimmere Filme gab. Zum Beispiel den, wo in einem deutschen Supermarkt Schweizer bestimmte Kassen nicht mehr benutzen durften. Und wo Schweizer einen Extra-Parkplatz benutzen und 10 Euro abdrücken mussten. Da regt sich niemand über eventuellen Rassismus auf. Dabei sorgte dieser, ähm, Scherz auch eher für Übelkeit. Lustigerweise erzählte Lockvogel DJ Bobo im Anschluss, dass es auch unschöne, sehr böse Reaktionen vor Ort gab, die natürlich nicht gezeigt wurden. Das lässt tief blicken.
Oder den Gag mit dem Kind, das einfach irgendwelche Fahrräder zusammengeschlossen und Lösegeld gefordert hat. Der war nicht nur blöd, sondern auch völlig unlogisch, weil dann plötzlich die Mutter des Kindes kam, doof rumgezickt hat – und das alles einfach nur unglaubwürdig war.

Paola Felix war auch da und zeigte die immer gleichen Highlight-Gags aus Zeiten von Kurt Felix. Hat die angeblich in langer Suche aus dem Archiv gekramt. Jaja. Vielleicht hat das Team auch einfach nur eine der Highlight-Sendungen zurechtgeschnitten.

Immerhin zwei wirklich interessante und lustige Filme hatte die ansonsten recht biedere Show: Atze Schröder, der auf einer Privatfeier gute Miene zu den bösen Leuten zeigen musste. Der Film war deshalb interessant, weil man das wahre Gesicht des Atze Schröder sah: Nämlich einen besonnenen, ruhigen, hochgradig sympathischen Mann. Und als zweites der Koch Alexander Herrmann, der bei „Inas Nacht“ verarscht worden ist. Er konnte nämlich im Aufenthaltsraum zusehen, wie Ina Müller und Gast Steffen Halaschka böse über Herrmann herzogen.

Man könnte ja mal grundsätzlich über die Qualität der Versteckte-Kamera-Filme diskutieren. Einfach mal die vielen miesen Filme weglassen, dann müsste so eine Show auch nicht 185 Minuten dauern.


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