Kremmens absurdes Theater

Der Streit um den Posten des Stadtverordnetenvorstehers wird zur Posse – Münzwurf beendet Zoff

MAZ Oberhavel, 30.10.2015

KREMMEN.
Da konnte CDU-Fraktionschef Frank Bommert nur noch mit dem Kopf schütteln. Er war der Verlierer eines Abends, der als denkwürdig zu bezeichnen ist – und das, obwohl er seine Forderung durchsetzen konnte, Kremmens Stadtverordnetenvorsteher Detlef Reckin (SPD) abzusetzen. Zunächst. Denn am Ende des Abends war der nämlich trotzdem wieder im Amt.

Man hätte meinen können, als Zuschauer wohne man einem Theaterstück bei. Absurdes Theater. War es vielleicht auch. Der Titel des Stücks am Mittwochabend im Rathaussaal, „Sondersitzung er Stadtverordneten“, mag langweilig klingen, aber es war eine spannende Komödie mit überraschenden Wendungen.
Ausgangspunkt waren Absprachen zwischen CDU und SPD betreffs der Chefpositionen im Ortsbeirat und Stadtparlament. Laut Frank Bommert habe sich die SPD, habe sich Detlef Reckin, nicht an eine solche Absprache gehalten.

„Was passiert hier eigentlich gerade“, fragte die Stadtverordnete Sonja Karas (Grüne) zu Beginn. Die Sitzung fände statt, weil auch ein Schlichtungsgespräch gescheitert, gar nicht erst zustande gekommen sei. „Hier sitzen ganz viele alte Männer rum, die alle offene Rechnungen haben“, sagte sie. Christoph Brunner (BfB) verwahrte sich später gegen die „alten Männer“, Frank Bommert gegen die „offenen Rechnungen“. Karas brachte auch die „Hinterzimmergespräche“ in die Runde. Frank Bommert: „Die waren nicht im Hinterzimmer, sondern auf dem Spargelhof.“ Es sei legitim, das man sich abspreche, so der CDU-Fraktionschef. „Dass man guckt, wo man Mehrheiten bekommt.“ Reckin habe sein Ehrenwort gegeben, den Posten als Stadtverordnetenvorsteher zugunsten von Stefanie Gebauer (CDU) zu räumen, wenn er stattdessen Ortsvorsteher werde. Reckin habe sein Ehrenwort gebrochen, betonte Bommert nochmals. Reckin wollte sich nicht äußern, wies aber in früheren Interviews den Vorwurf immer wieder zurück. SPD-Fraktionschef Peter Winkler sagte, man habe Reckin das Vertrauen ausgesprochen und ihn gebeten, als Stadtverordnetenvorsteher weiterzumachen.

Christoph Brunner meinte, schon seit der Wende würden die Posten in der Stadtpolitik immer wieder „ausgehökert“. In Kremmen kenne jeder jeden. „Wenn es solche Absprachen gibt, sollen sie doch. Aber wenn man sich dann nicht dran hält, dann ist das das Allerletzte“, so Brunner weiter.

Elf Abgeordnete stimmten für die Abwahl Reckins, sechs dagegen – ein Mitglied des Parlaments hat nicht mit abgestimmt. Die CDU nominierte daraufhin Stefanie Gebauer, die SPD erneut Detlef Reckin. „Auch wenn das paradox ist“, so Fraktionschef Winkler. Die Überraschung und der Lacher: Reckin bekam neun Stimmen, Gebauer nur sieben. Zwei Abgeordnete enthielten sich. Aber Reckin brauchte im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit von zehn Stimmen. Im zweiten Wahlgang dann das Patt: neun zu neun. Am Ende entschied der Münzwurf. Detlef Reckin entschied sich für „Kopf“, Stefanie Gebauer für „Zahl“. Malte Voigts (parteilos, CDU-Fraktion) warf die Münze. Kopf gewann. Die Komödie erreichte ihren Höhepunkt.

Der sowieso schon absurde Zoff ist auf ebenso absurde Weise beendet worden. Der Zufall entschied darüber, dass der Abgewählte am Ende wieder auf seinem Stuhl saß. Die Zuschauer im Saal applaudierten – wie es sich am Ende eines Theaterstücks gehört. Teil zwei folgt am Montag. Ab 19.30 Uhr geht es darum, ob Reckin Ortsvorsteher bleibt. Die CDU ist dagegen. Aus bekannten Gründen.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Kremmens absurdes Theater“

  1. RT

    Ich weiß. Es war an der Stelle sowieso eher ironisch gemeint.

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