MI 05.03.2014 | 16.00 Uhr | RTL
Ich muss meine Meinung über die Dokureihen bei RTL ändern. Was der Sender am Nachmittag zeigt, ist gar nicht so ein dummer Dreck, wie ich immer dachte. Das ist Bildungsfernsehen!
In „Familien im Brennpunkt“ ging es am Mittwochnachmittag um Janine. Die 17-Jährige denkt, sie sei dumm. Dabei ist das gar nicht so. Also, vielleicht. Sie kann nicht lesen und schreiben, weil sie einst in der Schule nicht mitgekommen ist und ihrem Lehrer das egal war. Irgendwann ist sie ins kriminelle Milieu abgerutscht. Ihre Mutter ist darüber traurig: „Wäre sie doch lieber putzen gegangen.“
Aber, und da kommt der Bildungsauftrag von RTL zutage: Janine will ihr Leben ändern, sie will es in die Hand, und der RTL-Zuschauer erfährt, wie das laufen kann. Janine war im Frauenhaus. Sie besuchte ihren alten Lehrer, um ihn mit seiner Nichtsnutzigkeit zu konfrontieren. Sie will endlich lesen lernen – und raus aus dem Frauenhaus, obwohl ihr die Polizei abrät.
Der wissbegierige RTL-Zuschauer erfährt: Man kann sich helfen lassen. Familienzusammenhalt ist wichtig. Streits müssen geschlichtet werden. Dann kommt alles wieder in Ordnung!
Am Ende bekommt sie Lesehilfe vom alten Grundschullehrer, und irgendwie wird alles gut. Hach ja! Und da sage noch einer, auf den Privatsendern läuft am Nachmittag nur Müll.
Okay, es ist Müll. Aber scheinbar Müll mit einer Botschaft. Und wenn die dauerglotzenden Zuschauer in der Hinsicht wenigstens was mitbekommen, dann kann es ja nicht das Schlechteste sein.
Trotzdem habe ich nicht vor, mir die von Laiendarstellern runtergefaselten Geschichten nun jeden Tag anzusehen. Einmal reicht wirklich.
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