MO 03.06.2013 | B.Z.
Alle mutig? Alle doof? Es ist wohl eher Letzteres. Es geht um einen Schöffen und einen Reporter der Berliner Boulevardzeitung B.Z.
Berlin. Im Prozess um den Tod von Jonny K. will sich ein Zeuge an nichts erinnern. Da platzt einem der Schöffen der Kragen: „Sind Sie zu feige oder wollen Sie das Gericht verarschen?“, ruft er.
Ja, könnte man sagen, das ist total mutig, ein toller Mann ist das. Andererseits ist das ziemlich dämlich, denn die Verteidiger der Beschuldigten haben so Gelegenheit, diesen Schöffen jederzeit als befangen abzulehnen. Insofern war es alles andere als clever, so aus der Haut zu fahren.
Aber damit nicht genug. Angeblich hat dieser Schöffe der B.Z. ein Interview gegeben, im Nachhinein bestreitet er das, der B.Z.-Reporter gibt eine eidesstattliche Erklärung ab, dass das Interview stattfand. Der Schöffe motzte laut B.Z. rum, dass die Verteidiger den Prozess kaputtmachen wollen.
Die B.Z. machte am Montag mit der Schlagzeile auf: „Berlins mutigster Schöffe spricht“. Da muss sich der Reporter geirrt haben, denn in Wirklichkeit sprach er mit dem vermutlich doofsten Schöffen – wenn er denn mit ihm gesprochen hat. Dass der B.Z.-Reporter so was mutig findet, spricht ebenfalls nicht gerade für ihn.
Denn das Ende vom Lied: Der Prozess ist geplatzt, Schuld hat der Schöffe, der sich nicht im Griff hatte. Ganz toll gemacht, denn nun wird sich der Prozess noch weiter hinziehen.
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