Herr Wichmann aus der dritten Reihe

Herr Wichmann von der CDU hat’s geschafft – in den Landtag von Brandenburg. Knapp zehn Jahre, nachdem ihn der Filmemacher Andreas Dresen im Bundestagswahlkampf begleitet hat, können wir Henryk Wichmann wieder ein Stück bei der Arbeit beobachten.
Wichmann sitzt in der Opposition in Potsdam, sein Wahlkreis liegt im Norden von Oberhavel und in der Uckermark.

Und es ist viel zu tun. In Vogelsang hält zwar die Bahn im Bahnhof, öffnet aber nicht die Türen. In einem Kanal bei Prenzlau dürfen keine Boote fahren. Die Rentner in Himmelpfort möchten ihren Frust loslassen. In Templin ist eine große Rentnersause. In Gransee möchten Schulkinder etwas über seine Arbeit erfahren. Ein Schreiadler sorgt dafür, dass ein Radweg nicht gebaut werden kann. Im Landtag in Potsdam wird während der Landtagssitzung getratscht und abgestimmt (gern auch mal ohne zu wissen, worum es gerade geht). Und dann ist auch noch das Auto kaputt, weil Wichmann in Nassenheide statt Benzin Diesel getankt hat. Zwischendurch noch ein Besuch bei der Zeitung in Gransee und die Eröffnung des Wahlkreisbüros in Zehdenick.

Was’n Stress. „Herr Wichmann aus der dritten Reihe“ bietet sehr spannende Einblicke in den Politikeralltag. Als Otto-Normal-Bürger lernt man auch dazu: Es ist unglaublich, womit sich ein Landtagsabgeordneter in der Provinz innerhalb weniger Monate beschäftigen muss, worin er auskennen muss, worüber er sich schlaumachen muss, was er sich anhören muss, versprechen muss, und und und.
Die Leute sagen gern mal: Politiker sind überbezahlt. Aber wenn Wichmann den Rentnerinnen in Himmelpfort erzählt, was er von seinen Diäten alles bezahlen muss, da wird einem schon schwindlig.

Sicherlich: Dresens Film ist vor allem für die Menschen nördlich von Berlin spannend, weil „Herr Wichmann aus der dritten Reihe“ in gewisser Hinsicht auch ein Heimatfilm geworden ist. Allerdings wird es anderen Landespolitikern nicht sehr viel anders gehen als Henryk Wichmann aus Templin.

8/10


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Kommentare

2 Antworten zu „Herr Wichmann aus der dritten Reihe“

  1. Harald Baumer

    Da sind wir ja 100prozentig einer Meinung.

  2. RT

    Für mich kam übrigens noch der Aspekt hinzu, dass ich lauter Kollegen auf der Leinwand gesehen habe…

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