FR 27.04.2012 | 21.45 Uhr | Das Erste
Ein paar Leute haben gelacht, als „Lola“-Laudator Christoph Maria Herbst mit Weihrauch auf der Bühne erschien – als Zeichen für Selbstbeweihräucherung. Ein paar Leute schienen ein bisschen angepisst. Und beide Seiten hatten irgendwie recht. Vor allem aber: Christoph Maria Herbst mit dem Bild der Branche, die sich selbst beweihräuchert, sich selbst feiert.
„Barbara“, „Kriegerin“, „Halt auf freier Strecke“. Alles gute Filme. Aber auch alles Filme, die kaum Zuschauer hatten.
Die Verleihung der „Lola“, des Deutschen Filmpreises 2012, die das Erste am Freitagabend ausstrahlte, war in ihrer Festlichkeit auch eine sehr bittere Veranstaltung. Komödien kamen nicht oder kaum vor. Publikumserfolge (und wirklich gute Filme) wie „Rubbeldiekatz“ blieben nahezu unerwähnt. Es war die Hochkultur, die die Branche feierte. Filme, die vom Publikum weitgehend ignoriert wurden.
Und deshalb musste sich diese Branche von einigen Laudatoren auch harte Worte anhören. Die Summe der Zuschauer sei niedriger als die Quote von „Gottschalk live“ hieß es da. Und im Grunde war das kein Witz. Regisseur Christian Petzold musste dafür Kritik einstecken, dass er am Publikum vorbeidreht.
Nicht nur Herbst ätzte, auch Josef Hader las den deutschen Filmemachern ordentlich die Leviten.
Der deutsche Film leistet gute Arbeit – sowohl im Independentbereich als auch bei den schwirigen Stoffen, aber auch in der Unterhaltung, im Popcornkino. Das spiegelt sich bei der „Lola“ jedoch in eklatanter Weise wider. Die „Lola“ hat mit dem Geschmack und der Meinung der Zuschauer herzlich wenig zu tun. Zumindest die Lola 2012 war reine Selbstbefriedigung. Und dass das nur wenige Menschen sehen wollen – wahrscheinlich wundert sich genau diese Filmbranche darüber sehr.
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