SO 26.02.2012 | 2.30 Uhr (Mo.) | ProSieben
Die Oscar-Verleihung 2012 ist Geschichte, und fast möchte man meinen, ProSieben hat aus Versehen die Show von 1995 ausgestrahlt. So langweilig, so altbacken, so bieder und eintönig war die Show schon lange nicht mehr.
Billy Crystal moderierte die Oscar-Verleihung schon das neunte Mal. Er machte das routiniert, humorvoll, aber er packte dafür auch schon mal ein paar uralte Gags aus. Wenn es das ist, was die Oscar-Fans wollen, dann ist das pure Nostalgie.
Aber Nostalgie war 2012 sowieso das Wort der Stunde. Der große Gewinner „The Artist“ ist ein wahrer Kübel mit Nostalgie. Sicherlich: Dass jemand nach 80 Jahren mal wieder einen Stummfilm gedreht, ist besonders. Aber dass gleich alle ausrasten vor Freude, erscheint mir übertrieben.
Vor den Werbepausen kamen Frauen ins Publikum, die Popcorn überreichen. Diese Nostalgie tut fast schon weh.
Was der 2012er-Oscar-Show komplett fehlte, war Pepp. Die Verleihung plätscherte mehr als drei Stunden vor sich hin. Gerade mal eine Showeinlage gönnten die Macher den Zuschauern, und das war eine recht müde Nummer des Cirque du Soleil. Sie sorgte für Standing Ovations, aber vielleicht mussten sich die Promis im Saal einfach mal strecken und nutzten die Gelegenheit.
Nicht mal mehr die besten Filmsongs wurden auf der Bühne performt, sie wurden, genau wie alle anderen Preise geradezu durchgewunken. Der Siegersong „Man or Muppet“ wurde nur in Mini-Ausschnitten vorgestellt. Komplett durfte ihn niemand mehr hören.
So armselig, so einfallslos, so schlicht waren die Oscars noch nie. Das war nix.
Auch ProSieben hat sich einmal mehr nicht mit Ruhm bekleckert. Für Steven Gätjen am Roten Teppich blieben keine 15 Minuten Zeit. Früher war mehr Gätjen. Die US-Preshow war dafür unendliche 60 Minuten lang. Als ProSieben dann am frühen Morgen keine Reklame und Programmtrailer mehr hatte, sendete man einfach fünfmal die Ausschnitte aus dem Brad-Pitt-Film „Moneyball“.
In den meisten Medien wird der Oscar 2012 als große Show bejubelt. Ja, sogar von der besten Show überhaupt ist die Rede. Die müssen alle eine andere Sendung gesehen haben.
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