Zettl – Unschlagbar charakterlos

Irgendwie ist der Helmut Dietl ja süß. Jahrzehntelang drehte er Filme über die Münchner Bussi-Bussi-Gesellschaft. Jetzt wollte er mal was über Berlin machen. Berlin abwatschen. Nun ja, wie ein Münchner eben denkt, Berlin abwatschen zu müssen. Bedauerlicherweise gehört „Zettl“ jedoch zu den unlustigsten Filmen, die Dietl je gemacht hat.

Max Zettl (Michael Bully Herbig) ist eigentlich Promifahrer, chauffiert bekannte Leute von A nach B. Durch seltsam-glückliche Umstände – von Zufall kann man kaum sprechen – wird er Chef eines neuen Onlineportals und deckt auch sogleich diverse Politskandale auf. Allerdings veröffentlicht er sie nicht – aus verschiedenen Gründen.
Da ist der Bundeskanzler (Götz George), der stirbt, aber (noch) nicht sterben darf und tiefgekühlt wird. Der schwäbelnde Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern (Harald Schmidt), der ihn gern beerben will. Da ist die Bürgermeisterin von Berlin (Dagmar Manzel), die eigentlich ein Bürgermeister ist.

Und so weiter. Lauter Klischees. Helmut Dietl und seine Autoren haben ein seltzsames Berlin-Bild. Was soll uns „Zettl“ eigentlich sagen? Was will uns der Film über die derzeitige Politik erzählen?
Der Film ist nicht nur unlustig, er ist an vielen Stellen auch erschreckend schlecht inszeniert. Und damit sind nicht nur die von Herbig heruntergerasselten bayerischen Sätze gemeint. Dietls Vorstellung einer Talkshowparodie ist haarsträubend mies. Der importierte Ministerpräsident aus dem Westen mutet als sehr gestrige Klischee an. Die Geschichte um den umoperierten Bürgermeister ist einfach nur albern.
Weite Teile des Films kommen ganz ohne Charme aus, es fehlt ein Sympathieträger, arschlochfreie Momente gibt es kaum. Der Film wirkt unruhig, mitunter konzeptlos.
Wenn Helmut Dietl eine Satire auf den Berliner Politbetrieb machen wollte, dann ist er grandios daran gescheitert. Berlin hat ganz andere Probleme, als die, die Dietl zeigt.
„Zettl“ hat nur einen wirklich Star: Berlin. Wie diese Stadt, diese Metropole, ins Bild gesetzt wird, ist mitunter atemberaubend. Als ob Dietl den absoluten Vergleich mit New York schaffen wollte. Manchmal ist ihm das ausnahmsweise mal gelungen. Und selbst Berlin-Kenner gerieten ins Staunen.

2/10


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