Quietschende Türen und ein Dauerkläffer

Es ist Nacht. Es ist neblig. Es ist ganz still in Oranienburgs Innenstadt. Also, fast. In der Ferne bellt ein Hund. Schon seit Stunden kläfft er herum, und es nimmt kein Ende. Ich entschließe mich zu einem kleinen Nachtspaziergang.

Es ist kurz nach 2 in der Nacht zu Donnerstag. Im Imbiss in der Schulstraße wird noch geputzt, ich laufe vor zur Stralsunder Straße. Das Hundegebell wird lauter. Das Tier winselt und bellt. Immer im Wechsel. Wenn es mal still ist, hört man es hecheln. Der Hund muss total fertig sein.
Er scheint in einem Zwinger zu sein, hinter dem Bistro „La Strada“. In einem Fenster brennt Licht, aber der Hund scheint allein zu sein. Armes Tier.
Es ist so leise in der Gegend, dass der Schall des Gebells an den Hauswänden abprallt. Es scheint, als ob der Hudn selbst genervt ist von seinem Radau. Ab und zu ist er ruhig, und dann wirkt es, als ob er sich erschreckt, und dann geht’s wieder los.
Auf der Polizeiwache sagen sie, man solle das Ordnungsamt verständigen. Schließlich wabert das Gebell ja nicht das erste Mal durch die Oranienburger Nacht.

Ich laufe weiter zum Bahnhofsplatz. Er ist hell in orange erleuchtet. Im Nebel ist das Orange regelrecht grell. In der Ferne ist ein seltsames Quietschen zu hören. Alle paar Sekunden. Und ein weiteres Geräusch. Am Bahnhof dann des Rätsels Lösung: Die Automatiktür geht immer wieder auf und zu – obwohl niemand da ist, der rein oder raus geht. Das ist schon ein bisschen gruselig: ein verlassener Platz, ein verlassenes Gebäude, und nur die Tür. Quietsch, klapp, und auf ist sie. Quietsch, klapp, und wieder zu. Im Fünf-Sekunden-Rhythmus.

In der Ferne ist ein Grollen zu hören. Ein Güterzug nähert sich der Stadt. Nachts donnern diverse Güterzüge durch Oranienburg. Sie lassen die Gegend erzittern. Warum Lkw die Stadt meiden müssen, Autos an vielen Stellen nur noch Tempo 30 fahren dürfen, aber die Güterzüge unbeeindruckt durchrauschen – das wissen wohl nur… nein, wahrscheinlich wissen die das auch nicht.
Als der Zug dann wirklich durchrauscht, ist auch der Hund ein paar Sekunden still.
Es ist etwa 2.30 Uhr. In einer halben Stunde öffnet der Imbiss auf dem S-Bahnsteig. Aber ich habe sowieso keinen Hunger.

In die Schulstraße biegt ein Lieferfahrzeug ein – falschrum. Nachts muss man sich nicht mehr um Verkehrsregeln scheren. Der Imbiss bekommt eine Lieferung. Als der Fahrer wieder losfährt, beäugt er mich. Vielleicht denkt er, ich will in den Laden einbrechen. Will ich aber nicht, stattdessen steuere ich meine Wohnung und mein Bett an.


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