Verblasster Kurstadt-Ruhm

23.10 Uhr. Wir sehen aus unserem Hotelfenster. Die Innenstadt von Bad Kissingen. Direkt vor uns: die Kirche. Und: keine Menschen. Und: keine Autos. Völlige Stille. Wie auf dem Land. Fehlen nur noch die zirpenden Grillen. Die Stadt ist wie tot. Völlig ausgestorben.

Und eigentlich ist das um 18 Uhr nicht sehr viel anders, zumindest außerhalb der Altstadt.
Bad Kissingen wirkt wie ein großes Museum, wie ein Überbleibsel der 70er-Jahre. Wer entlang der Saale spaziert, kommt an kleinen Lädchen vorbei. Lädchen, die wie ausgestorben wirken. Hier und da sitzen ein paar Leute, immer mal wieder eine ältere Frau oder ein älterer Mann. Sie dösen herum.
Irgendwie wirkt das alles recht deprimierend. Bad Kissingen scheint ein Wendeverlierer zu sein, die Menschen scheinen ihre Kuren woanders zu machen. Für die Sommerferien ist es in Bad Kissingen eindeutig zu leer.

Nur in der Altstadt ist ein bisschen was los. Einige Cafés, erstaunlich viele Bäckereien und keine Sparkasse. Um 17.55 Uhr setzt hektische Betriebsamkeit ein. Damit die Läden auch ganz pünktlich schließen können, räumen die Verkäufer flink alles rein.
Unser Hotel wirkt ebenfalls ein wenig altbacken. Allerdings soll bald kräftig investiert werden, jetzt, wo es die verbilligte Mehrwertsteuer für Hotels gibt. „Endlich fair und gerecht“, so steht es auf einem Schildchen, das auf unserem Tisch im Zimmer steht. Ich bin kurz davor, es zu zerreißen.

Dafür hat Bad Kissingen eine sehr schöne Therme. Für 12 Euro für drei Stunden gibt für eine große Auswahl an Saunen – und einen Farmersalat für schockierend billige 1,80 Euro – zumindest für Gaststättenverhältnisse.

Morgen geht es weiter nach Freiburg. Das Wetter soll gut werden. Dann kann das Musikfestival ja beginnen…


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