DI 05.10.2010 | 20.15 Uhr | Sat.1

Sat.1 entdeckt ein neues Genre für das Hauptabendprogramm: die historische Seifenoper. Alexandra Neldel ist diesmal nicht als hässliche Brillenschlange zu sehen, die „Verliebt in Berlin“ ist. Nein, diesmal wirft sie sich ein Mittelalterkostüm über und spielt die junge Tochter eines wohlhabenden Handelsherren, die durch böse Intrigen zur Gehetzten, zur Wanderhure wird. Aber auch dabei fast immer sehr schön aussieht – wie auch alle anderen mittelalterlichen Darsteller.
Aber vielleicht waren die Umstände in Konstanz im Jahre 1414 ja gar nicht so schmutzig. Vielleicht möchte Sat.1 seine Zuschauer nicht allzu sehr erschrecken. Mit dem Weichzeichner und hübschen Kostümen lässt sich auch das härteste Mittelalter zur besten Sendezeit aushalten.

Mal abgesehen davon: „Die Wanderhure“ ist spannende Unterhaltung. Die Zutaten: Krimi, Drama und Komödie. „Die Wanderhure“ erzählt die Geschichte von Marie Schärer (Alexandra Neldel), die gegen ihren Willen mit Ruppertus (Julian Weigand) verheiratet werden und damit in Adelskreise aufsteigen soll. Einzige Bedingung: Marie muss jungfräulich in die Ehe gehen. Doch Marie will nicht, sie hat bereits einen Verehrer, für den sie sich aufheben will. Ruppertus spürt ihre Abneigung und ist gekränkt. Durch eine Intrige schafft er es, dass Marie brutal vergewaltigt, der Hurerei beschuldigt und unschuldig ausgepeitscht wird. Diese Szenen gehören zu den härtesten im Film und sind durchaus starker Tobak. Marie wird aus Konstanz verbannt und ertrinkt scheinbar im See. Zumindest glauben das alle – in Wirklichkeit schließt sich unter falschem Namen einer Gruppe von Wanderhuren an. Aus Marie wird Hannah, und Hannah will nun Rache für all das, was man ihr angetan hat.

Grundlage für den Film bildet der Bestsellerroman „Die Wanderhure“ von Iny Lorentz. Bei Erfolg plant Sat.1 weitere Romane zu verfilmen – wohl auch mit Alexandra Neldel. Ihr neues Motto scheint zu sein: Verliebt ins Mittelalter.

(auch MAZ, 5.10.2010)