Der zerrissene Schulaufsatz

Auf der Schulstraße in Oranienburg muss sich am Dienstagabend ein Drama abgespielt haben. Direkt vor meiner Haustür war der Weg übersät mit kleinen und großen Papierschnipseln. Ein zerrissener Schulaufsatz.
Was ist da passiert? War die Schulnote so dramatisch schlecht, dass der ganze Kram vor lauter Wut zerrissen werden musste?

Ich begann, einige der Schnipsel aufzuheben. Irgendwo fand ich das Wort „Abschlussfahrt“. Irgendwer hatte Bauchkribbeln und jemand war aufgeregt und musste warten. Ah, ein Flugzeug. Die Klasse scheint weggeflogen zu sein.
Der nächste Schnipsel musste die rechte Blattseite gewesen sein, denn dort standen die Striche und Haken des Lehrers. Und da waren ganz schön viele Striche. Ein Komma, das fehlte. Mehrere kleingeschriebene Buchstaben nach Satzanfängen. Das scheint bei der Aufsatzzerrißerin ein großes Problem gewesen zu sein, die Satzanfänge.
Ich suchte weiter und fand den wichtigsten Schnipsel: die Auswertung. 1236 Wörter. Ausdruck: 4. Nun ja. Rechtschreibung: 3. Immerhin. Inhalt und Form: 2. Das ist doch gar nicht so schlecht. Die Gesamtnote scheint eine 3 gewesen zu sein.
Muss man deswegen die Schulstraße in eine Papiermüllhalde verwandeln?

Also, liebe(r) Aufsatzschreiber(in), falls du das liest: Ein paar der Schnipsel kannst du dir bei mir abholen. Und der Rest: Vom Winde verweht. Oder so.


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