Chris liebt Gitti. Er liebt sie sogar sehr. Nur sagen kann er ihr das nicht. Außer vielleicht beim Sex, kurz vor dem Höhepunkt.
Das Paar verbringt den ersten gemeinsamen Urlaub. Auf Sardinien bewohnen sie das Haus von Chris‘ Eltern. Doch die beiden machen es sich nicht einfach.
Chris (Lars Eidinger) ist Architekt, doch die Auftragslage nicht so rosig aus. Gitti (Birgit Minichmayr) versucht, ihn trotzdem zu unterstützen. Wenn er doch aber mehr über seine Arbeit erzählen würde. Chris ist wortkarg, verschließt sich ihr gegenüber.
Als ein Hans (Hans-Jochen Wagner), ein ehemaliger Studienfreund von Chris, auftaucht, sprudelt es plötzlich aus Gittis Freund heraus. Und überhaupt ist Chris plötzlich ganz anders: abweisend, sich nicht auf ihre Seite stellend.
Aber auch Chris ist genervt. Er sucht nach Normalität, die ihm Gitti nicht liefern will. Liefern kann. Er hat das Gefühl, eingeengt zu sein.
Die Beziehung der beiden scheint vor dem Aus zu stehen.
Einen Applaus für diesen Film!
Maren Ade seziert in „Alle anderen“ die Szenen einer offenbar noch jungen Beziehung. Auf den Punkt genau beobachtet sie auch kleinste Nuancen im Zusammenspiel von Chris und Gitti. Sie zeigt das Scheitern, die Trauer, die Wut, aber auch die Freude, die Liebe, die Geilheit.
Unter Magenschmerzen verfolgt der Zuschauer, wie die beiden agieren. Wie sie klammert. Wie er sich entfernt. Und die Sehnsucht, die trotzdem da ist.
In diesem Film wird sehr viel gesprochen, meistens spielen nur Eidinger und Minichmayr. Aber der Zuschauer hängt an ihren Lippen, ist gespannt (und völlig ahnungslos), wie es weitergeht.
Die beiden Hauptdarsteller rauben einem den Atem, sie spielen, als hätten sie die Kamera komplett vergessen. Die Dialoge wirken extrem natürlich, wie in einem heimlichen gefilmten Homevideo. Eine fantastische Leistung. Die Thesterherkunft ist unverkennbar.
„Alle anderen“ wirkt noch lange nach, Diskussionen sind im Anschluss garantiert. Über Männer, Frauen und Beziehungen.
10/10
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