Ungarn (2): Kommunismus kompakt

(1) -> 27.5.2009

Was für eine Nacht am Rande von Budapest! Auf dem Balkon im fünften Stock ließ ich noch ein wenig die Seele baumeln und versuchte, Blitze zu fotografen. In den Bergen in der Ferne blitzte es ordentlich, und es ist mir tatsächlich dreimal gelungen, das Naturphänomen aufs Foto zu bannen – demnächst bei meinVZ.

Tag 2 in Ungarn. Auf unserer Reise an den Balaton legten wir im südlichen Teil von Budapest einen Zwischenstopp ein.
Im Mementopark stehen 44 Statuen aus der Kommunismuszeit in Ungarn. Eine interessante Sache: In Ungarn wurden die denkmäler nach der Wende nicht verschrottet. Stattdessen wurde 1993 am Standrand ein Park eröffnet, wo alle diese Denkmäler zu besichtigen sind. Mitunter gewaltige Dinger, Sportkämpfer, Marx und Engels und viele mehr.
Aus meiner Sicht ist es sinnvoller an so einer Stelle diese Statuen auszustellen, als sie für immer wegzuschließen. Hätte auch ein gutes Modell für Deutschland, für die Ex-DDR sein können – Kommunismus kompakt.
Und eine interessante Begegnung hatten wir dort auch: Eine 35-jährige Münchnerin, die seit langem in London lebt, ist gerade in Budapest, um in diesem Freiluftmuseum Fotokunst herzustellen. Sie modelliert Puppen, die sie an die Denkmäler posiert. So sah es von weitem aus, als ob eine Asiatin an Lenins ausgestrecktem Arm hängt. Irgendeine Protestaktion oder so. Es war stattdessen Kunst.

Weiter ging’s nach Balatonfüred. Dort war einer der größten Campingplätze der Region, auf dem bis 1989 auch viele DDR-Bürger Urlaub machen und unter Umständen auch ihre Westverwandtschaft treffen konnten. Und Pepsi trinken. Und Langos essen.
Für die DDR-Bürger war es bis zur Wende ein Ort, der in gewisser Hinsicht magisch war – aus eben genannten Gründen. Und vor allem war Ungarn eines der wenigen Länder, wo sie hindurften.
Aus heutiger Sicht finde ich wenige Gründe, warum ich am Balaton Urlaub machen sollte. Der Balaton ist ein riesiger See. Sandstrände gibt es kaum, jedenfalls keinen auf dem Zeltplatz. Von der Grasliegewiese läuft man zum Wasser, über eine Leiter geht es rein. Ansonsten ist es zu steinig. Nun ja, als Ostseefreak ziehe ich hier natürlich die Stirn kraus.
Heute kommen auch nur noch wenige Deutsche dorthin. Die Urlauber auf dem Zeltplatz sind nun eher aus Dänemark oder den Niederlanden.

Das Golfspielen musste auch Zeitmangel ausfallen, deshalb stoppten wir als nächstes in Zánka, wo sich eines der größten Ferienlager Europas befand, und noch heute gibt es in Mitteleuopa kein größeres Jugendzentrum. Auf einem riesigen Gelände können sich Kinder und Jugendliche, aber auch Familien und Reiseggruppen austoben – viele Straßen, Sportplätze, ein Strand und und und. Wer’s mag – warum nicht…

Keszthely. So langsam konnten wir nicht mehr. So viele Eindrücke, so viele Gespräche. Die Riese führte uns in ein Kutschenmuseum mit lauter – Überraschung – Kutschen. Was aber an sich interessant war. Mitunter stehen dort 160 Jahre alte Gespanne.
Wir besuchten ein Hotel, dessen Preise aber dermaßen überteuert sind, dass ich den Namen am besten mal unter den Tisch fallen lasse.

Jetzt sind wir in Héviz. Von der Stadt sehen wir morgen früh hoffentlich mehr. Die Fahrt mit dem Discoschiff musste leider ausfallen, weil der Balaton wegen Gewitterwarnung gesperrt war. Das Gewitter oder Sturm blieben aus.
Mal sehen, ob es morgen besser wird, denn dann steht eine kleine Segeltour auf dem Balaton an. Davor eine Trabi- und eine Fahrradfahrt. Es wird also sportlich, bevor es am Abend zurück nach Hause geht.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Eine Antwort zu „Ungarn (2): Kommunismus kompakt“

  1. […] DVD mit einem Balaton-Nostalgie-Film aus den 60er-Jahren. Ein Meisterwerk. Ich hatte es von meiner Ungarn-Reise an den Balaton […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert