Keinohrhasen

Eigentlich müsste es schon für die Eröffnungssequenz einen Szenenapplaus geben: Ludo (Til Schweiger), Reporter der Boulevardzeitung „Blatt“, und sein Fotograf Moritz (matthias Schweighöfer) treffen den Schauspieler Jürgen Vogel für ein Interview. Der war in den USA und hat sich dort runderneuern lassen. Neues Gebiss, neue Haare, neuer Hintern. Auf die Äußerlichkeiten komme es an. Herrlich und zum Schreien komisch.
Das ist aber nur der Anfang von Til Schweigers „Keinohrhasen“. Denn als Ludo während einer Feier von Wladimir Klitschko und Yvonne Catterfeld von einem Glasdach stürzt, wird er zu einer Strafe verdonnert: Gemeinnützige Arbeit in einer Kita.
Dort erwartet ihn Anna (Nora Tschirner). Sie kennt Ludo noch aus Jugendzeiten und ist, nun ja, nicht sehr gut auf ihn zu sprechen. Jetzt ist die Zeit da, um Rache zu üben.
Ohne Wenn und Aber – zumindest fast: Mit „Keinohrhasen“ hat Til Schweiger einen wunderbaren Film ins Kino gebracht. Mit viel Witz und Humor, einem Schuss Romantik, einer ganz kleinen Prise Spannung sowie einen Hauch Schnulzigkeit kommt sein neuestes Werk daher. Das Ganze ist toll ins Bild gesetzt worden und mit oftmals hervorragender Musik untersetzt. Schweiger scheint hier das Gefühl für eine sehr gute Komposition gehabt zu haben.
Geradezu beeindruckend ist das Schauspielensemble, das er aufzubieten hat. Schweighöfer und Tschirner spielen locker, frisch und frei. Die Kinder sind eine Wonne. Und haufenweise bekannte deutsche Promigrößen sind in Kurzauftritten zu sehen (die ihnen meistens nicht mal peinlich sein müssen).
Nur ganz wenige Kritikpunkte: Stellenweise überlagert die Musik die Dialoge so sehr, dass sie kaum verständlich sind. Hier und da konnte Til seine Nuschelei nicht im Zaum halten. Und: Dass man sich im Auto anschnallt, vergessen wir bitte im nächsten Film aber nicht mehr! Warum der Vor- und Abspann in einem deutschen Film in englischer Sprache sind, war mir auch nicht so ganz klar.
Nichtsdestotrotz: Ein großer Lichtblick zum Ende des 2007er-Kinojahres.

9/10


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Kommentare

4 Antworten zu „Keinohrhasen“

  1. […] Okay, bei Til Schweiger und seinem hervorragenden “Keinohrhasen” ist was schiefgelaufen. Der Film wurde wegen eines Formfehlers nicht für den Deutschen Fikmpreis zugelassen. Klar, dass Schweifer wütend ist – aber er bekommt nächstes Jahr seine Chance. Aber nun ist auch Leander Haußmann bockig. Will, wie Spiegel online berichtet, aus der Filmakademie austreten. Also vielleicht. Weil nämlich auch sein Film “Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken” auch nicht nominiert wird. Lieber Herr Haußmann, hier liegt der Fall anders. Der Film ist einfach mies. So ziemlicher Müll. Und nur weil ihn eine Million Leute sahen, muss er noch lange nicht für einen Filmpreis zugelassen werden. Da können Sie von mir aus gerne zehnmal die Filmakademie verlassen. […]

  2. […] Die Befürchtungen, dass der Deutsche Comedypreis auch in diesem Jahr und so ähnlich wie der Fernsehspreis, zu einer öden Veranstaltung wird, haben sich nicht bewahrheitet. Grund Nummer 1: Atze Schröder hat die Gala nicht moderiert. Stattdessen führte Kabarettist Dieter Nuhr pointiert, gewitzt und interessant durch den Abend. Grund Nummer 2: Die meisten Laudatoren gaben sich mit ihren Reden und Einlagen recht große Mühe – Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. So war die Show, seltsamerweise 30 Minuten kürzer als geplant, im Großen und Ganzen erstaunlich kurzweilig. Selbst der Ehrenpreis wurde zu einer heiteren Angelegenheit. Obwohl Hugo-Egon Balder irgendwie noch ein wenig jung für die Ehrung erscheint und heutzutage ja auch nur noch durch Moderationen von Sat.1-C-Star-Shows auffällt. Dass Cindy aus Marzahn ihre eigene Rede bei der Preisvergabe blöd fand, ehrt sie sehr. Die eingespielten Gedankengänge waren ihr irgendwie peinlich – zu recht. Aber wie Cindy schon sagte: Was macht man nicht für Geld? Ausrutscher nach unten gab es auch bei den Preisträgern: Wofür Mirja Boes einen Preis erhält, bleibt schleierhaft. Dass “Elton vs. Simon” gewann, war auch Geschmackssache – wo doch die Show sehr viel schlechter war als die Staffeln der Sendung davor und die anderen Nominierten deutlich bessere Sendungen ablieferten. Dass “Keinohrhasen” in der Kinokomödien-Kategorie nicht mal mehr Konkurrenten hatte, ist auch sehr schade. Der Film ist hervorragend – aber andere Kinokomödien hab es im vergangenen Jahr nicht? Doch, ganz sicher! Und man hätte ja wenigstens zwei weitere mal nennen können. Aber vielleicht wollte niemand den Til S. ärgern, der ja schon nur zum Filmpreis dürfte mit seinen Häschen. Und wieso ein unwitziger Typ wie Olaf Schubert einen Newcomer-Preis mit nach Hause nehmen darf, und dabei ebenfalls keine Konkurrenz hatte, bleibt auch ein Geheimnis der Jury. Aber andererseits gab es viele verdiente Gewinner: die ganz hervorragende Satire “Fröhliche Weihnachten”, die geniale TV-Verarsche “Switch reloaded”, die reizende Nora Tschirner, der wandlungsfähige Michael Kessler (”Switch”) und die Spitzenserie “Doctor’s Diary”. Ob sich Marcel Reich-Ranicki diesmal mehr amüsiert hätte, ist anzuzweifeln. Wir haben es aber auf jeden Fall. […]

  3. […] Das wird schwer für Til Schweiger: Nach dem Megaerfolg mit “Keinohrhasen” müssen die Zuschauer auf den zweiten Teil noch gut ein Jahr warten. Bis dahin hat er noch zwei Filme am Start. Gerade lief “1 1/2 Ritter auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde” an, für das Schweiger wieder Regie führte, als Produzent und Hauptdarsteller dabei war. Nur das Buch schrieb er diesmal nicht selbst. Aufruhr am Hofe von König Gunther (Thomas Gottschalk). Seine Tochter Herzelinde (Julia Dietze) wurde vom schwarzen Ritter entführt. Und Ritter Lanze (Til Schweiger) ist daran leider nicht ganz unschuldig. Im Liebes- und Alkoholwahn hat er einen Moment nicht auf sie aufgepasst. Er beschließt, sich auf die Suche zu machen. Mit Erdal (Rick Kavanian), der kein Ritter ist, aber gern einer wäre, macht er sich auf den beschwerlichen Weg. “1 1/2 Ritter” ist das, was laut Filmtitel auch Herzeline ist: hinreißend – jedenfalls meistens. Dauerlächelnd und nicht selten auch lachend sitzt der Zuschauer in seinem Kinosessel und erfreut sich an den Gags, die mitunter herrlich platt sind, sowie an vielen aufwändig gedrehten Szenen. Zudem ist die Ritterkomödie prominent besetzt. Roberto Blanco hat eine kleine, aber erstaunlich feine Nebenrolle – um nur einen zu nennen. Thomas Gottschalk zeigt sich unter Schweigers Regie locker, gelöst und als König durchaus glaubhaft. Auch wenn sich der Film gegen Ende leider ein wenig zieht, werden hier zwei Stunde sehr gute Unterhaltung geboten, die zwar nicht das Niveau von “Keinohrhasen” nicht erreicht, aber dennoch als gelungen betrachtet werden kann. […]

  4. […] Letztere floppte allerdings bitter und völlig zurecht. Vor zwei Jahren landete Schweiger mit “Keinohrhasen” einen Kinohit. Überraschend, unglaublich witzig, aber auch sehr romantisch, und dazu noch ein […]

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