Dresden ist ganz schön dekadent geworden

Nach zwei Jahren – die eintägige Rückkehr nach Dresden. Und die Stadt macht sich ganz ordentlich. Das Viertel rund um die Frauenkirche scheint einer der großen Power-Standorte in Ostdeutschland – wenn nicht gar Gesamtdeutschlands zu sein. Rund um die restaurierte Kirche entsteht das Viertel neu, das bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg bereits die Kulisse unweit der Elbe bildete.
So schnell treffen sich unsere Wege. Gerade schrieb ich noch über den Werbespot für die CDs der Amigos, schon trafen wir heute in Dresden auf den großen Tourtruck der Megastars der Schlagerszene (die übrigens interessanterweise nicht mal meine Eltern kennen). Offenbar hatten die am Abend im Kulturpalast ihren großen Auftritt in Dresden.
Pflichtbesuch: der Strietzelmarkt. Aber auch der ist nicht von den aktuellen Bauarbeiten verschont geblieben. Am eigentlichen Standort muss derzeit eine große Tiefgarage gebaut werden, so musste der Strietzelmarkt umziehen. Wenn man es mal ganz nüchtern betrachtet: Eigentlich ist der Strietzelmarkt nicht wirklich etwas Besonderes. Auf dem Parkplatzgelände stehen jetzt halt ein paar Buden, in denen es zu Essen und traditionellen Weihnachtskram zu kaufen gibt. Inklusive „Weihnachten in Familie“-Beschallung. Das alles malerisch vor dem hübschen „HUK Coburg“-Plattenbau. Sehr malerisch.
Wirklich malerisch sind dagegen die Kreuz- und die Frauenkirche. Dresden-Besucher sollten nicht an den Gebäuden vorbeigehen, sondern einen Blick nach innen werfen.
Das kulinarische Konzept rund um die Frauenkirche in Dresden sollte dringend noch mal durchdacht werden. Die Dresdener werden sicherlich lachen, wenn sie das lesen: Wer geht denn in diesem Viertel auch in eine Gaststätte? Das dachten wir uns danach auch. In der Tapas-Bar wurden wir jedenfalls nicht fündig, was hungerstillende Speisen angeht. Tapas ist nicht mein Ding. Und meine Eltern wussten nicht mal, was Tapas ist oder sind. Die Speisen in dem australischen Lokal waren so abgehoben und teuer, dass das auch nicht so das Richtige war. Letzte Station: die Piazza Nova.
Die Piazza Nova ist ein italienisches Ristorante direkt an der Frauenkirche. Ich glaube, sie wären gern ein Nobelschuppen, sind aber in Wirklichkeit nur ein versnobter Laden. Okay, ich stellte mich ein wenig doof an, in dem ich dachte, in einem Ristorante gibt es auch Pizza. Die Bedienung daraufhin angesprochen, lächelte und meinte: Viele würden in „Piazza“ „Pizza“ lesen, und denken, hier gäbe es auch Pizza. Aber das hier sei ja eine Piazza, und in einer Piazza gäbe es keine Pizza.
Ach so. Wobei ich die Piazza durchaus als Piazza erkannt habe und sich mir trotzdem nicht erschloss, warum es in einer Piazza (mit dem Untertitel „Ristorante“) keine Pizza gibt. Auch sonst wird auf langweiligen Prollfraß verzichtet. Poplige Spaghetti Bolognose gabs nicht. Dafür Spaghetti mit Thunfisch, Zitrone und Kirschtomaten. Uuuh. Okay, hat nicht schlecht geschmeckt, war aber keine Offenbarung. Bis auf den Preis: lumpige 12,50 Euro. Frauenkirchenblickbonus. Sei’s drum. Nein, den Laden kann ich nicht empfehlen.
Rein kulinarisch gibt es sicherlich bessere Ecken als die Gegend rund um die Frauenkirche. Dort ist Dresden definitiv ganz schön dekadent geworden.
Entschädigt wurden wir mit einem herrlichen Blick auf die historischen (mitunter restaurierten) Elbflorenz-Bauten vom Elbufer aus gesehen.
Dresden lohnt sich immer. Man muss nur wissen, wo es sich lohnt, hinzugehen. Und das ist ja überall so.


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Kommentare

2 Antworten zu „Dresden ist ganz schön dekadent geworden“

  1. Friedhelm

    Als Neudresdner muss ich sagen: Man geht einfach nicht an der Frauenkirche essen. Man geht da sowieso nur einmal hin, wenn man gerade neu ist. Sonst ist das einfach der Touriteil der Stadt, zwar schön, aber in der Tat abgehoben vom übrigen Leben der Stadt.

  2. RT

    Genau das habe ich mir gedacht. Beim nächsten Mal wird das auch beherzigt…

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