ZAPPER VOR ORT: Bushido auf der Zitadelle

SA 09.06.2007, Berlin, Zitadelle Spandau

Vor der Show von Skandalrapper Bushido läuft Popmusik vom Band. Fast könnte man meinen, wir sind auf einem Konzert von Radio Paradiso. Die Stimmung ist locker, fast schon andächtig. Es herrscht eine seltsame Ruhe auf der Spandauer Zitadelle, als die
Musik kurz aussetzt.
Am Einlass sind die Kontrollen relativ scharf. Jegliche Getränke werden den Leuten abgenommen, selbst die kleinen 0,2-Liter-Tetrapacks – obwohl das auf den großen Hinweistafeln so nicht angebeben ist. Da werden nur Glas- und Plastikflaschen erwähnt.
„Bushido! Bushido!“, rufen die Fans vor der Bühne, als er die Bühne betritt. Das erste Lied mit explosivem, pyrotechnischem Getöse. „Ich war noch nie hier“, sagt Bushido. Er habe auch gar nicht gewusst, dass Spandau zu Berlin gehöre. Klar, die Spandauer sehen sich ja auch nicht als Berliner.
Gestern sei er in Bonn gewesen – darüber werden wir im Laufe des Abends noch öfter informiert – und die hätten gedacht, die seien lauter als die Berliner. Das lassen sich die Berliner … nun ja, sie brauchen mehrere Anläufe, um zu zeigen, dass sie eventuell doch lauter sind als die Bonner Fans.
Bushido – der Mann, der mit Texten wie „Das Leben ist ein Arschfick“ oder „Ein Schwanz in den Arsch, ein Schwanz in den Mund, ein Schwanz in die Fotze, jetzt wird richtig gebumst, es ist Gang-ga-gang“ provoziert. Nicht die Fans, sondern eher Politiker und alle, die von Bushido noch nicht wirklich etwas gehäört haben.
Von den Texten bekommt der Nichtkenner wenig mit. Die Akustik auf der Zitadelle macht ein konzentriertes Textstudium quasi unmöglich.
Dass irgendwer irgendwessen Mutter fickt, kommt dann aber doch in dem einen oder anderen Text vor.
Dennoch: Ein Verbot ist dann wohl doch ein wenig übertrieben. Immer mal wieder wird so etwas von Politikern gefordert. Verbote sind immer kontraproduktiv. Vielleicht wäre ein Einlass ab 16 oder 18 Jahren eine Möglichkeit. Wer mal ein Bushido-Konzert besucht wird aber auch feststellen, dass der Typ gar nicht mal soo unsympathisch ist. Er redet viel zwischen den Songs, erklärt immer mal wieder, dass ein Schulabschluss nicht das Schlechteste ist, dass Berlin die schönsten Männer habe (so, so), dass die Bonner lange nicht so toll mitgingen, dass es in Hamburg morgen gar nicht besser werden könne, und… er hat es sicherlich fünfmal erwähnt, ja, dass Berlin, wie gesagt, die schönsten Männer habe. Und dass man ja nicht denken soll, er sei schwul, nur weil er so viel rede. Nein, nein.
Nach mehr als zwei Stunden bleibt die Erkenntnis, dass Bushido durchaus seltsame Weisheiten in seinen Songs verkündet, man das alles aber durchaus gelassener sehen kann.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert