Die Recyclinglüge

MO 20.06.2022 | 22.55 Uhr | Das Erste

Ein Strand in Indonesien. Um Nina Arisandy herum sollte Wasser sein – aber da ist vor allem: Müll. Die Wurzeln der Mangroven sind verdeckt mit Müll. Chipstüten, Keksverpackungen und vieles mehr. Dreck aus den Wohlstandsstaaten. Der Müll landet bei Flut am Strand, und was darauf zu lesen ist sind die Logos der großen Unternehmen Unilever, Procter & Gamble oder Nestlé. Und oft sind es auch deutsche Schriftzüge.
Dabei helfen wir alle doch nun wirklich bei der Mülltrennung. Gelber Sack, Papiermüll, Dosenrecycling. Aber es ist eben vor allem zu viel Müll. Viel zu viel Müll. Die Plastikreste verseuchen unsere Meere.

Im Ersten lief am späten Montagabend die eindrückliche Doku „Die Recyclinglüge“. Sie zeigte, was vor vielleicht immer mal wieder ahnen, aber einfach nicht wahrhaben wollen. Von dem Kram, den wir im Gelben Sack sammeln, werden gerade mal 7 Prozent wiederverwertet. 7 Prozent.
Aus den Augen, aus dem Sinn, aber in Ländern wie Indonesien taucht unser Müll eben dann doch wieder auf und verpestet dort die Umwelt.

Der nachdrücklichste Moment: In England hat sich eine Frau der Mülltrennung verschrieben. Akribisch befasst sie sich damit, auch viele Nachbarn machen mit.
Der Müll geht an die Firma TerraCycle, die behauptet, dass der komplette Müll wiederaufbereitet werde. Blöderweise hat das Dokuteam genau den Müll dieser Frau in Indonesien entdeckt – wo er verbrannt werden sollte. Anhand bestimmter Aufkleber konnte die Frau ausfindig gemacht werden, und die war schockiert. Dermaßen belogen zu werden, damit hat die Frau einfach nicht gerechnet. So viel Mühe – für nichts.
Dabei sollte eigentlich klar sein, dass bestimmte Verpackungen gar nicht recycelbar sind, dennoch prangt überall das TerraCycle-Logo auf den Verpackungen, womit sich die Firmen reinwaschen wollen – Greenwashing. Und mit dem Grünen Punktscheint es nicht viel anders zu sein.

Dass diese Doku erst um kurz vor elf im Ersten lief, ist, gelinde gesagt, schade. Solche relevanten Themen sollten zur Primetime laufen, und bei „Hart aber fair“ hätte genau darüber diskutiert werden müssen. Chance verschenkt!

-> Die Sendung in der ARD-Mediathek (bis 20. Juni 2023)


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