Corpus Christi

Jugendknast. Es ist für den 20-jährigen Daniel (Bartosz Bielenia) eine harte Zeit. Er hat sich in seinem Leben schon einiges geleistet, er ist nicht umsonst in der Strafanstalt. Der Umgang mit den anderen Gefangenen ist mehr als rau.
Im Laufe der Zeit wird ihm klar: Er will sein Leben umkrempeln. Vielleicht das Abitur machen. Er will Priester werden. Das aber wird er keineswegs schaffen. Weil er vorbestraft ist, kann er kein Pfarrer werden.
Nach seiner Entlassung soll er im Sägewerk eines kleinen Ortes arbeiten. Aber er weiß, wie hart und stupide die Arbeit ist, im Knast hatte er Ähnliches gemacht.
Er stromert durch den Ort, und am Ende landet er in der Kirche. Dort denkt man, er sei für die Kirche unterwegs und ein junger Priester. Er darf im Pfarrhaus übernachten, und als über Nacht der alte Pfarrer schwerkrank wird, wird Daniel gefragt, ob er nicht einspringen könne.
Und so ist er plötzlich Pfarrer, und ziemlich schnell bemerkt er, dass es im Ort tiefgreifende menschliche Probleme gibt – denen er sich annimmt.

„Corpus Christi“ ging im Februar 2020 für Polen ins Oscar-Rennen um den besten internationalen Film. Er musste sich zwar „Parasite“ geschlagen geben, muss sich aber keineswegs dahinter verstecken.
Unter der Regie von Jan Komasa entstand ein fesselnder Film über die menschlichen Beziehungen in der polnischen Provinz. Da ist der reiche Bürgermeister, der jeden Zoff unter dem Deckel halten will. Da sind die Menschen, die nach einer Unfalltragödie unter Schock stehen – Trauer und Vorwürfe.
Daniel will aus diesem Kreislauf ausbrechen, er will ein anderer Pfarrer sein, er will moderner sein, mehr auf die Menschen zugehen, mit ihnen reden – aber wie lange das wohl gut geht, wenn er doch gar kein wirklicher Pfarrer ist?
„Corpus Christi“ ist packend, der Film rührt, hat auch heitere Momente. Das sehr offene Ende jedoch ist ärgerlich.

-> Trailer auf Youtube

Corpus Christi
Polen 2019, Regie: Jan Komasa
Arsenal, 115 Minuten, ab 16
8/10


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