Max Meier-Jobst: Die Sache mit Peter

Eigentlich führt er ein relativ normales Leben. Er lebt mit seiner Schwester und seinen Eltern in der Vorstadt, in der Schule läuft es so lala. Er spielt Fußball, aber nicht besonders gut, er hängt mit seinem besten Freund ab.
Er weiß aber, dass er Jungs mag. Ihm ist das schon als Kind bewusst, ohne zu wissen, was das bedeutet, und ohne zu wissen, dass das irgendwie außergewöhnlich ist. Umso größer er wird, ahnt er aber: Es ist außergewöhnlich. Zumindest so, dass er es niemandem erzählt. Dass er für seinen Lehrer schwärmt, ohne jemandem davon zu erzählen.
Auf dem Weg zum Fußballplatz liegt das Haus von Peter. Peter steht meist auf der Terrasse und raucht, wenn er vorbei kommt. Blicke treffen sich, und irgendwann kommen sie ins Gespräch. Er ist 13, fast 14, als sie sich näher kennenlernen. Peter ist 30.

Es ist „Die Sache mit Peter“, die den Jungen in dem gleichnamigen Roman vollkommen aufwühlt. Denn beiden, ihm und auch Peter ist klar, dass diese Beziehung hochproblematisch ist. Wahrscheinlich eher für die anderen, als für die beiden. Ist es Liebe? Ist es Missbrauch? Vor dem Gesetz ist es verboten, was Peter und der Junge miteinander tun. Aber beide empfinden etwas, was beide noch nie so empfunden haben: Liebe.
Max Meier-Jobst hat einen Roman geschrieben, der auf einer wahren Begebenheit beruht – auf seiner eigenen Kindheit und Jugend. Denn die Beziehung zu Peter beschäftigt ihn offenbar bis heute.
Die Grenzen zwischen erster Liebe und sexuellem Missbrauch sind fließend. Auch dem Leser wird es schwer fallen, am Ende sagen zu können, worum es sich in diesem Fall handelt.
Die Geschichte wird komplett in Ich-Form erzählt. Der jugendliche 14-Jährige erzählt, was er erlebt, wie es ihm geht, was er denkt, wovor er Angst hat. Er hält seine Beziehung geheim, er will keinesfalls auffliegen. Weil er weiß, dass davon keiner wissen soll – und weil er allgemein Angst hat, sich zu outen. Er hat so schon genug Probleme in der Schule.
All das ist auf eine ziemlich fesselnde Art aufgeschrieben. Max Meier-Jobst (ein Pseudonym) schreibt sehr spannend. Die Geschichte ist bedrückend und brutal ehrlich, hat aber auch schöne Momente, und überhaupt gelingt es dem Autor sehr gut, bildlich zu schildern. Die Dialoge sind lebensnah. Das Ende ist halboffen, und eigentlich würde man schon gern wissen, wie es weitergeht. Auch weil man sich sehr schwer tut, darüber zu urteilen – auch nachdem Peter offenbart hat, wer er ist und was er getan hat. Aber das Leben ist ja auch nicht immer nur schwarz und weiß, um schnell darüber urteilen zu können.

Max Meier-Jobst: Die Sache mit Peter
Books on Demand, 348 Seiten
9/10


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