303

Jule (Mala Emde) ist an der Uni durch die Prüfung gefallen. Sie ist ungewollt schwanger, und sie will es ihrem Freund in Portugal sagen. Sie beschließt, mit ihrem Wohnmobil von Berlin in den Südwesten Europas zu fahren.
Jan (Anton Spieker) hat sein Uni-Stipendium nicht bekommen. Außerdem will er endlich seinen leiblichen Vater kennenlernen. Deshalb will er trampen – zunächst nach Köln, dann mit dem Bus nach Spanien. Doch seine Mitfahrgelegenheit hat ihn hängen lassen. Und so trifft er auf Jule.
Die beiden machen sich auf den Weg. Und reden. Über die Menschen. Über den Kapitalismus. Über die Liebe. Über Sex. Über sich.

„303“ heißt dieses ganz besondere Roadmovie – benannt nach dem Hymer 303, mit dem Jule und Jan unterwegs sind. Unter der Regie von Hans Weingartner entstand ein tolles Stück Menschenkunde. Denn es ist überaus spannend, geradezu packend, den beiden zuzusehen und zuzuhören.
Sind die Gespräche anfangs noch ein wenig abgehoben, wenden sie sich bald Gesprächsthemen zu, die so ziemlich alle Menschen bewegen. Aber es ist auch extrem interessant zu beobachten, wie sich die Beziehung der beiden wandelt. Das machen beide Schauspieler ganz hervorragend. Es gibt diesen einen Moment, wo Jan klar wird, dass er sich verliebt hat. Anton Spieker spielt das ganz großartig. Die Chemie stimmt überhaupt sehr zwischen den beiden.
Hans Weingartner gibt der Geschichte den Raum, den sie braucht. Lässt auch mal Ruhe- beziehungsweise längere Spannungspunkte zu.
Denkt man anfangs, dass 145 Minuten extrem viel sind, verfliegt die Zeit dann aber sehr schnell.

Minuspunkt sind zwei Schlampigkeiten beim Dreh: Die Tour beginnt in Berlin und führt zunächst nach Köln. Beim Drehen sollte man dann natürlich aufpassen, dass auf dem Autobahn-Rastplatz nicht das Schild mit dem Berlin-Hinweis zu sehen ist. Und auch nicht die Hinweisschilder, die auf Orte im Osten Brandenburgs hinweisen. Schnitzer, die hätten vermieden oder nachbearbeitet werden können.

303
D 2017, Regie: Hans Weingartner
Alamode, 145 Minuten, ab 12
9/10


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert