Pandas im Anflug

SA 24.06.2017 | 14.45 Uhr | rbb

Schätzchen und Träumchen.
Das ist keine Soap und kein Schlager. So heißen die beiden chinesischen Pandabären, die am Sonnabend von Chengdu nach Schönefeld geflogen sind und damit für das Fernsehereignis des Jahres gesorgt haben.
Der rbb hat am Sonnabendnachmittag live übertragen, wie ein Flugzeug in Schönefeld landete. Dafür ist sogar ein laufender Beitrag abgebrochen worden.

Minutenlang sahen wir dem Flieger beim Landen zu. Und beim Ausrollen. So viel Fernsehpräsenz hat „Lufthansa Cargo“ vermutlich eher selten.
Der rbb übertrug allerdings keine – und schon gar nicht die erste – Landung auf dem neuen BER (die ist optimistischen Schätzungen zufolge etwa 2054 vorgesehen), sondern eben doch nur die Landung von zwei Pandabären.
Der rbb muss sparen, und so sieht das über lange Strecken erschütternd langweilige Programm auch aus. Wenn aber zwei Pandabären in Schönefeld landen, dann wird das live übertragen, und dann ist dafür Kohle da.

Echte Realsatire. Voller Ernst erfolgte also die Kommentierung der Flugzeuglandung. Wie Staatsgäste sind die Tiere empfangen worden – mit Wasserfontänen, von denen eine allerdings an Druckverlust litt und nur peinlich vor sich hinpullerte. Aus dem Pilotenfenster wurden die deutsche und die chinesische Fahne rausgehalten. Kennt man sonst vom Fußball.
Natürlich blieb der rbb dran, und es blieb äußerst packend, als das Flugzeug zum Stehen kam. Als sich eine Tür öffnete und plötzlich Leute vom Zoll erschienen. Aber offenbar gab es nichts zum Beschlagnahmen, denn die Boxen mit Schätzchen und Träumchen durften raus an die Brandenburger Luft.
Voller Ernst stand eine Reporterin auf dem Rollfeld und führte ein erregtes Interview mit dem Piloten des Pandafliegers, wie das denn nun war und warum der Flieger Verspätung hatte. Und die ganze Zeit wartete man als Zuschauer darauf, dass endlich der Kalkofe ins Bild kommt und sich endlich drüber lustig macht. Aber es war alles echt, und die vom rbb meinten das alles sehr ernst.

Lange wurde drüber schwadroniert, dass die Tiere ausgeliehen werden, dass aus Deutschland dafür 15 Jahre lang jährlich eine Million US-Dollar nach China fließen. Und dass es darum geht, dass Schätzchen und Träumchen irgendwann ein Schäferstündchen haben und Nachwuchs zeugen, und überhaupt sei das ja ganz toll (und teuer) für den Berliner Zoo, weil ja nun wieder mehr Besucher kämen.
All das wirkte, als übertrage der rbb einen Staatsbesuch. Aber es waren eben doch nur zwei Tiere, die überführt worden sind, um in Berlin Sex zu haben.

Der rbb hat sich mit „Pandas im Anflug“ ohne Zweifel für die bekloppteste Live-Übertragung 2017 beworben, und eigentlich ist dem Sender der Sieg kaum noch zu nehmen.


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