FR 15.07.2016 | 1.35 Uhr (Sa.) | N24
Es ist 1 Uhr in der Nacht zum Sonnabend, als beim Teilzeit-Nachrichtensender N24 die spannende Doku „Black Box – Kollision über den Wolken“ beginnt. Es ist sicherlich interessant zu erfahren, was denn damals bei einem Flugzeugunglück passiert ist.
Blöderweise passiert auf der Welt gerade mal wieder eine Krise, einen vermutlichen Militärputsch in der Türkei – nur bei N24 fühlte man sich noch nicht krisengeschüttelt genug, um live auf Sendung zu gehen. Unverdrossen liefen stundenlang Dokus statt Nachrichten.
Erst gegen 1.35 Uhr ging man plötzlich auf Sendung, immerhin 80 Minuten lang mit Bildern aus der Türkei und mit Einschätzungen verschiedener Korrespondenten. Spät, erst drei Stunden nach den ersten Meldungen, aber immerhin.
So ist das ja immer mit Krisen, die unglücklicherweise am späten Wochenend-Abenden eintreten. Irgendwie hat da keiner so richtig Zeit für. Das „Nachtmagazin“ im Ersten dauerte nach Mitternacht zwar doppelt so lange wie geplant, aber dann verabschiedene man sich bis 3.45 Uhr, also drei Stunden Informationslosigkeit im Ersten – zu einem Zeitpunkt, wo die Nachrichtenlage am angespanntesten war.
Das ZDF immerhin war sowieso gerade mit dem „heute journal“ auf Sendung, als die Krise bekannt wurde, auch bei n-tv war man auf der Höhe der Zeit. Bei phoenix versprach man, morgen um 9 Uhr wieder live auf Sendung zu sein, und als Zuschauer fragte man sich: echt jetzt? Ernsthaft? Morgen um 9?
Bei euronews zeigten die erneut wahllose Live-Bilder aus Istanbul, auf denen man aber kaum etwas erkennen konnte und dafür aber Schüsse zu hören waren. Das alles kommentiert wie ein Fußballspiel („Wir hören Schüsse…“), ohne echte Erkenntnisse. Merkwürdiger Journalismus.
Schreibe einen Kommentar