Der Moment der Wahrheit

Ein Loblied auf den investigativen Journalismus.
Ein Abgesang auf den investigativen Journalismus.
„Der Moment der Wahrheit“ ist beides, und irgendwie ist das sehr bitter, weil am Ende eher der bittere Abgesang steht. Und das macht, um es vorweg zu nehmen, irgendwie irritierend und auch nachdenklich machend.

2004 in New York. Für die CBS-Nachrichtenmagazin-Sendung „60 Minutes“, moderiert von Dan Rather (Robert Redford), recherchieren Mary Mapes (Cate Blanchett) und ihr Team an einer brisanten Geschichte. Präsident George W. Bush soll sich in den frühen 70ern vor dem Einsatz im Vietnamkrieg gedrückt haben. Lange arbeiten die Journalisten daran, Dokumente und Zeugen aufzutreiben – und Letztere zum Sprechen zu bringen.
Sie alle sind unter Zeitdruck, schon in wenigen Tagen soll die Story über die Bildschirme flimmern. Und sie flimmert.
Und kommt wie ein Bumerang zurück. Schon bald kommen Zweifel auf. An den Dokumenten. An den Zeugen. An allem.
Schon bald lässt CBS seine Leute fallen, und die Enthüllungsstory entwickelt sich zum Desaster.

Die Inhaltsangabe ist gleichzeitig auch Historie. So war es, 2004. Oder eher: So war es aus Sicht der Journalisten. Denn „Der Moment der Wahrheit“ basiert auf ein Buch von Mary Mapes. Was natürlich das Geschmäckle hat, dass unklar bleibt, an welcher Stelle der Film eventuell schöngefärbt ist.
Das Regiedebüt von James Vanderbilt ist eher eine Chronik der Abläufe. Als solche ist der Film nicht uninteressant, sticht aber auch in keiner Weise hinaus. Cate Blanchett und Robert Redford spielen gewohnt gut, müssen aber auch nichts Außergewöhnliches darstellen.
Hinzu kommt, dass der Film völlig offen lässt, wo denn nun die Wahrheit liegt, was vielleicht daran liegt, dass die die Öffentlichkeit nicht kennt. Er zeigt aber ein Problem, dass die Medien immer mehr betrifft: Die Hatz nach Skandalen. Das Ausblenden des großen Ganzen, um bestimmte Aspekte einer Story zu skandalisieren. So funktionieren viele Medien und Skandale auch heute.
Irritierend ist dann in der Tat, dass der Film eher einen Journalismus-Niedergang zeigt. Schlimme Recherchefehler und schludrige Ermittlungen. Aber vielleicht ist ja der Loblied so zu verstehen wie: So nicht.

Der Moment der Wahrheit
USA 2015, Regie: James Vanderbilt
Universum, 126 Minuten, ab 0
6/10


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