MO 20.04.2015 | 20.15 Uhr | tagesschau24
„Deutschland sollte eine Minute Zeit haben, diesen Menschen zu gedenken.“
Es war der Satz des Abends, und vermutlich war er ganz dringend nötig.
Etwa 700 Flüchtlinge sind Stunden zuvor im Mittelmeer ums Leben gekommen. Ertrunken. Die nächste Schiffskatastrophe, nicht die erste und vermutlich nicht die letzte.
Aber wie können wir, wie kann Europa auf diese schrecklichen Ereignisse reagieren? Das war das Thema bei „Günther Jauch“ mit Günther Jauch am Sonntagabend im Ersten (am Montagabend wiederholt auf tagesschau24).
Zu Gast waren Politiker, Journalisten und eine Frau, die aus Syrien geflohen ist. Es ist viel geredet worden an diesem Abend.
Man solle den „Todeskanal“ dichtmachen.
Auch die reichen arabischen Länder sollten mal Flüchtlinge aufnehmen.
Man solle doch die Probleme vor Ort lösen.
In Europa sollten wir unseren Reichtum teilen.
Und so weiter.
Das hätte alles ewig zu gehen können – bis Günther Jauch Harald Höppner interviewte. Er will mit seinem Schiff aufbrechen, um Flüchtlinge zu retten – und um auf die Situation aufmerksam zu machen.
Eines wollte Höppner in dem Moment aber nicht: reden. Labern. Sülzen. Auf Jauchs in dem Moment ziemlich doofe Frage, was denn seine Aktion mit dem Mauerfall zu tun habe. Er wollte: schweigen. Den Ertrunkenen gedenken.
Er rief alle Leute im Studio auf, aufzustehen und eine Minute zu schweigen. Günther Jauch wollte das kurz verhindern, weil das irgendwie nicht im Ablauf stand und viel zu ungewöhnlich war für eine Polittalkshow am Sonntagabend.
Aber Höppner ließ nicht mit sich reden. Und dann standen sie alle da. Alle. Publikum, Gäste, Höppner und Jauch. Gut 40 Sekunden lang mal nichts sagen. Schweigen. Gedenken.
Ein erhebender, ein auch mal wichtiger Augenblick. Danke, Harald Höppner.
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