Die Blechtrommel

MO 13.04.2015 | 20.15 Uhr | Das Erste

Sicherlich war er nicht Deutschlands beliebtester Schriftsteller, aber wohl der Bekannteste: Zum Tode von Günter Grass räumte die ARD am Montagabend die komplette Primetime im Ersten frei, um noch einmal „Die Blechtrommel“ und ein Grass-Porträt zu zeigen. Was beim Tod von Loriot aus unbekannten Gründen nicht möglich war, hat bei Grass scheinbar problemlos funktioniert.

Wer sich mal umhört bei Buchhändlern und Bibliothekaren, der wird aber feststellen: Günter Grass ist recht präsent gewesen, aber gelesen haben ihn wohl nicht so viele Leute. In den meisten Bibliotheken liegen die Grass-Bücher unausgeliehen herum, wie Umfragen in einigen Lokalzeitungen in diesen Tagen zeigten.
Und natürlich ist es vielleicht nicht politisch korrekt: Aber ich mochte nicht, was Grass geschrieben hat. Im Falle der „Blechtrommel“ fand ich es sogar ganz übel.

Wir haben „Die Blechtrommel“ in der Schule gelesen, und wir – jedenfalls die meisten von uns – haben gelitten. Inhaltlich und stilistisch konnte ich dem Roman so gar nichts abgewinnen. Auch als am Montag im Ersten der Film lief, habe ich noch mal reingeschaut. Nicht nur, dass der kleine Oscar ganz schön unheimlich ist, so ist dieser Film mehr als befremdlich. Ein Kind (der ja im Roman nicht wächst, also ja irgendwie gar kein Kind mehr ist) will Oralsex mit einem Mädchen. Brausepulver als Geilmacher. Eine Runde Rammeln.
Wäre der Film kein Klassiker und keine Story von Günter Grass wäre die Reaktion auf so manche Szene vermutlich eine andere.


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Kommentare

2 Antworten zu „Die Blechtrommel“

  1. ThomasS

    „Auch als am Montag im Ersten der Film lief, habe ich noch mal
    reingeschaut. Nicht nur, dass der kleine Oscar ganz schön unheimlich ist, so ist dieser Film mehr als befremdlich.“

    Ich habe ebenfalls „reingeschaut“.
    Dass dieser Oscar ein kleiner Tyrann ist und nicht unbedingt ein Sympathieträger, das ist aber wohl nicht dem Film anzulassen. So war die Figur von Grass angelegt (soweit ich mich an das Buch erinnere).

    Bei der Szene mit dem Brausepulver am Strand bin ich dann ausgestiegen. Die fand ich schon damals beim 1. Anschauen eklig. Immerhin beweist der Film, dass auch Katharina Thalbach mal eine junge Frau war, was man nicht so ohne weiteres für möglich halten würde, wenn man sie heute kennt. Sie ist Jahrgang 1954 und muss demnach Mitte 20 gewesen sein, als sie die Maria gespielt hat.

    Übrigens gibt es eine Szene, die kommt bei Grass gar nicht vor. Das ist die Szene, wo Oscar mit den Fäusten gegen die Tür zum Abort hämmert und nach seiner sterbenden Mutter ruft.
    Diese Szene ist der Biografie des Regisseurs entnommen, dessen Mutter im Feuer ums Leben kam. Dies Detail hat Volker Schlöndorff irgendwann mal in einem Interview erwähnt.

    „Wir haben ‚Die Blechtrommel‘ in der Schule gelesen, und wir – jedenfalls die meisten von uns – haben gelitten.“

    Vielleicht war es zu früh.
    Ich habe den Roman ein paar Jahre nach meiner Schulzeit gelesen und konnte tagelang nicht mehr davon lassen. Aber das will nix heißen … so geht es mir mit den meisten Romanen.

    Auf einen Diskurs über das Stilistische kann und will ich mich nicht einlassen, dazu ist das zu lange her. Zumal „Die Blechtrommel“ bei Amazon auch als Gebraucht-Exemplar nicht unter 19 Euro zu haben ist. Und Leihbüchereien meide ich wie die Pest.

  2. RT

    Hm, „Die Blechtrommel“ bekommst du bei Amazon als neues Taschenbuch für 12,90 Euro und gebraucht ab 7,90 Euro.
    Mir ist klar, dass Oscar so sein soll, wie er ist. Deswegen muss ich ihn aber nicht toll finden.
    Wir haben das Buch in der 13. Klasse gelesen – nicht zwingend zu früh.

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