Mit seinem Buch über seine Wanderung auf dem Jakobsweg – „Ich bin dann mal weg“ – hat Hape Kerkeling einen Bestseller geschrieben, den bis heute etwa fünf Millionen Leute gelesen haben. 2015 soll die Story als Film ins Kino kommen.
Nun hat der Entertainer nachgelegt. Anlass war sicherlich sein 50. Geburtstag, was ja – wie so oft zu runden Jubiläen – gern mal Anlass für eine Rückschau ist. So berichtet Kerkeling in „Der Junge muss an die frische Luft“ aus seiner Kindheit.
Alles beginnt damit, dass Hape Kerkeling erzählt, wie sein Alter Ego Horst Schlämmer seinen letzten Auftritt hat. Nicht vor großem Publikum, sondern für ein todkrankes Kind. Das macht ihn nachdenklich, er berichtet von einer Begegnung mit einem Kind in Mosambik, das traumatische Erlebnisse hinter hat. Diesem Kind dann erzählt Kerkeling von seiner Jugend.
Wie er in der ländlichen Vorstadtidylle aufgewachsen ist, wie er Tag für Tag im Laden seiner Oma rumsaß und seine Mitmenschen studiert hat. Und – das ist durchaus einer der Schwerpunkte im Buch – wie seine Mutter mehr und mehr in die Depression abglitt, wie die Familie damit umging, was es mit dem kleinen Hans-Peter gemacht hat. Und wie er damit klar kam, als sich seine Mutter umbrachte.
Kerkelings Buch ist durchaus ein Wechselbad der Gefühle. Der Einstieg ist sehr rührend, als er von seiner Begegnung mut den kranken Kindern erzählt. Die Kindheitserlebnisse von ihm selbst sind über weite Strecken interessant, nur manchmal, es sind vielleicht zwei bis drei Kapitel, hat man das Gefühl, dass die Erzählungen ein bisschen egal sind.
Doch das ändert sich. Mit viel Gefühl, durchaus präzise erzählt er vom zwischenheitlichen Niedergang der Familie. Aber auch davon, wie er wieder raus kam aus dem Seelenchaos, wie einige Familienmitglieder ihn stützten, ihn vor dem Schmerz schützten.
Kerkeling schreibt sehr anschaulich, sehr persönlich, gefühlvoll, und auch lustig und pointiert.
Er sagt, eigentlich sollte es die übliche Promistory sein, wie üblichen Geschichten aus dem Showleben, das er führt(e). Nun beließ er es bei den Kindheitsgeschichten. Aber vielleicht kommt der nächsten Teil ja zu seinem 60.?
Hape Kerkeling: Der Junge muss an die frische Luft – Meine Kindheit und ich
Piper, 311 Seiten
8/10
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