Rockpalast from the Archives: Mixed Media aus Soest

SO 23.03.2014 | 1.15 Uhr (Mo.) | WDR

Verzerrte Gitarren, schräge Flötentöne und auch sonst ziemlich merkwürdige Geräusche.
Wir schreiben das Jahr 1970. Der WDR überträgt aus einem Club in Soest das Konzert einer Band, die noch ganz neu ist. Die Musik ist anstrengend, geht oft meilenweit am Ohr vorbei. Das Publikum starrt nach vorn, einige Frauen halten sich die Ohren zu und rollen mit den Augen. Trillerpfeifen stören minutenlang den Ton, irgendwelche Gäste machen Kotzgeräusche in die WDR-Mikros.
Man könnte sagen: Die Band kommt eher so lala bei den Leuten an. Hat wohl keine große Zukunft.

Tja. Dass der WDR dieses Konzert im Jahr 2014 noch mal zeigt, hat damit zu tun, dass die Schrammelband von 1970 auch heute noch bekannt ist: Sie heißt Kraftwerk.
Hätte ich 1970 schon gelebt und hätte mich da jemand gefragt: Glaubst du, dass Kraftwerk mal eine erfolgreiche Band wird?, hätte ich sehr gelacht, und es ist durchaus sinnvoll, diese Sendung im Nachtprogramm zu verstecken.

Ber der Sendung „Mixed Media aus Soest“, die am späten Sonntagabend innerhalb des WDR-Rockpalastes lief, handelt es sich um den allerersten Live-Mitschnitt, der von Kraftwerk überhaupt existiert.
Trotz oder wegen der Wunderlichkeit ein interessantes Zeitdokument. Die Kameraleute wussten scheinbar oft gar nicht, was sie zeigen sollten. Also war minutenlang Publikum zu sehen. Wahllose Schwenks und Schnitte. Frauen, die sich schnäuzen, Männer, die sich unterhielten, ganze Gruppe, die entsetzt dreinschauten. Und dazu diese laute Band, die da was fabrizierte, was bis dahin wohl noch nicht gehört worden war.

Heute ist Kraftwerk weltbekannt und erfolgreich und haben Songs für die Ewigkeit geschaffen. 1970 hätte sich das sicherlich kaum jemand erträumt. Und das kann man keinem verdenken.


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