Alles inklusive

Ach, die Hippies. Das war schon eine merkwürdige Zeit. Freie Liebe und so. FKK am Strand von Spanien. Sex irgendwo zwischen den Klippen.
Vorbei? Ja, schon. Aber die Zeit wirkt nach.
30 Jahre später hat Apple (Nadja Uhl) alles andere als Glück mit den Männern. Obwohl sie eventuell, nun ja, vielleicht nicht ganz unschuldig daran ist. Sie ergibt sich den Männern mit Haut und Haar, und das nutzen die schamlos aus. Ihr bleibt nur noch Dr. Freud – ihr Hund. Aber auch der wirkt eher lustlos.
Ihre Mutter Ingrid (Hannelore Elsner) kann ihr grad nicht helfen, denn die hat Apple gerade nach Spanien abgeschoben, damit sie sich dort von einer OP erholen kann – alles inklusive. Sie ist in genau dem Ort, wo sie vor 30 Jahren schon waren. Sie erlebt hautnah, dass die Vergangenheit nie wirklich ruht. Da ist zum Beispiel Tina, die eigentlich Tim (Hinnerk Schönemann) heißt. Tina weiß beim Anblick von Ingrid sofort, dass gerade Vergangenheit und Gegenwart miteinander verschmelzen.

Doris Dörrie erzählt eine sehr spezielle Familiengeschichte. Eine, die recht verkorkst zu sein scheint. Apple fühlt sich von der Mutter nie geliebt, und Ingrid scheint das alles nicht zu stören. Sie nimmt die Vergangenheit locker. Als sie aber in Spanien auf altze Bekannte trifft, will sie mehr wissen.
Zwar nervt die Homevideo-Optik bei den anfänglichen Spanienszenen ziemlich, der Film wirkt dadurch unnötig billig, die Geschichte ist auch ein wenig zu ausgewalzt, aber dennoch ist „Alles inklusive“ sehr sehenswert.
Die Schauspieler sind fantastisch. Nadja Uhl gibt die unsichere, verstörte, junge Frau. Hannelore Elsner die scheinbar erhabene Alte. Axel Prahl ist der lustig-einsame Krankenpfleger im Urlaub, der Ingrid Avancen macht. Großes Kino liefert aber vor allem Hinnerk Schönemann ab, der die zerbrechliche Tina spielt, der eigentlich Tim heißt und vom Leben psychisch gezeichnet zu sein scheint.

Alles inklusive
D 2013, Regie: Doris Dörrie
Constantin, 123 Minuten, ab 12
8/10


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