Melbourne, 1956: Paul Averhoff gewinnt die Goldmedaille im Marathon.
Berlin, 2013: Paul Averhoff will es noch mal wissen. Noch einmal den Berlin-Marathon laufen.
Dieter Hallervorden kehrt mit einem wunderbaren, ans Herz gehenden, manchmal kitschigen, aber unglaublich lebensbejahenden Film ins Kino zurück. Es geht um „Sein letztes Rennen“.
Paul Averhoff (Dieter Hallervorden) und seine Frau Margot (Tatja Seibt) kommen allein nicht mehr klar. Tochter Birgit (Heike Makatsch) drängt sie dazu, in ein Heim zu ziehen. Doch dort herrschen depromierende Zustände. Zwischen dem gemeinsamen Singen und Kastanienbasteleien herrscht völlig Ödnis – von der Leitung gewollt.
Aber Paul will mehr. Er will laufen. Den Marathon. Im Hof des Altenheimes beginnt er mit dem Training – was erst mal zu einiger Verwirrung bei den Pflegern und Mitbewohnern führt.
Regisseur Kilian Riedhof erzählt nicht nur von einer bedingungslosen Liebe, die niemals enden soll und darf. Viel geht es auch darum, wie wir mit unseren Alten umgehen. Ins Heim abschieben? Zu Hause betreuen? Und wenn doch Heim? Darf es dort nur um Profit gehen? Um Pflegezeiten? Darum, wenn jemand aufmuckt, dass er erst mal ruhig gestellt wird? Das Problem ist manchmal etwas zu sehr plakativ dargestellt, aber vermutlich ist sowieso alles noch viel schlimmer.
Die Heimbewohner blühen regelrecht auf, als sie nach und nach auf Pauls Seite sind und ihn in seinem großen Vorhaben unterstützen. Ein Hoch auf die Selbstbestimmung – auch und gerade im Alter.
Ein starkes Schauspielensemble rundet das alles ab: Frederick Lau spielt den Pfleger, dem die Pflegemisere genauso an die Nieren geht wie den Bewohnern. Katrin Saß ist die herzlose Chefin. Dazu Otto Mellies, Annekathrin Bürger und viele andere.
Und vielleicht führt ja dieser Film dazu, auch in der Familie wieder ein paar wichtige Dinge aus der Gegenwart und für die Zukunft zu besprechen…
Sein letztes Rennen
D 2013, Regie: Kilian Riedhof
Universum, 115 Minuten, ab 6
9/10
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