ProChrist 2013: Mein Gott, dein Gott, kein Gott?

DO 07.03.2013 | 19.45 Uhr | ERF 1

Und wieder mal die Frage: Gott, wer bist’n du eigentlich? Für mich habe ich schon versucht, eine Antwort zu finden. Die meisten Christen haben darauf natürlich eine ganz andere.

Deshalb scheint es bei „Pro Christ“, einer jedes Jahr stattfindenden einwöchigen Veranstaltungsreihe der Freikirchen, auch weniger um die Frage zu gehen, wer oder was dieser Gott eigentlich ist. Viel mehr es um Fragen des Lebens: um Leid, Weltanschauung, um Werte oder die sterbende Liebe. Am Ende geht es dann aber eben doch nur um die Frage: Glaube ich? Bekenne ich mich? Unterwerfe ich mich? Mache ich mit?
Für Außenstehende ist „Pro Christ“ deshalb immer eine eher unheimliche Veranstaltung.

ERF 1 überträgt achtmal die von Musik und Talks umrahmten Predigten live aus Stuttgart. Am Donnerstagabend lautete das Thema: „Mein Gott, dein Gott, kein Gott?“ Es sollte um die Weltanschauungen gehen, die sich jeder selber bastelt. Darum, ob der Anspruch, die absolute Wahrheit zu kennen und zu besitzen, automatisch zu Gewalttätigkeit beflügele. Ob die Bemühung um Frieden nicht wichtiger sei als die Beantwortung der Frage „Was ist Wahrheit?“

Doch wirklich kontrovers geht es nicht zu. Diskussionen, ein Pro und Contra liefert „pro Christ“ nicht. Der Chor singt Lieder vom Gott, dem Herrn. Eine Sängerin preist Gott an. Ein Duo preist auch Gott an.
Die Predigt von Ulrich Parzany, der am Sonntag kurz vor der Show einen Schwächeanfall erlitt und auch am Donnerstag noch nicht wirklich gesund schien, war mit fast 40 Minuten unfassbar lang und ausschweifend. Eine Zumutung. Darin ging es um Gleichnisse, um den Glauben der Juden, um den einen Gott oder doch mehrere?

Warum muss die Gottessause so dröge sein? In einer Zeit, in der der ewige Frontalunterricht in der Schule abgeschafft wird, redet ein Prediger weit mehr als eine halbe Stunde so dahin. Und wenn es am Ende dann doch nur darin gipfelt, dass man doch – natüürlich nur, wenn man möchte – sich zum Glauben bekennen soll, dann ist das immer wieder sehr enttäuschend. Es macht aus der ganzen Sache doch nur eine Dauerwerbesendung für die Kirche. Aber nichts anderes ist „Pro Christ“ ja wahrscheinlich auch.

Wirkliche Diskussionen entstehen erst, wenn man in einer gemütlichen Runde sitzt und sich zu diesen Themen austauscht. Es wäre schön, wenn Ansätze davon, auch in der Live-Sendung zu sehen wären.


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Kommentare

4 Antworten zu „ProChrist 2013: Mein Gott, dein Gott, kein Gott?“

  1. Daniel

    Spontan musste ich an deinen ProChrist-Bericht von 2009 denken. Damals bin ich über einen Link auf deinem Blog gelandet, den ich seitdem sehr gerne lese. 🙂

    Kurz zwei Korrekturen: ProChrist findet nur (du würdest vermutlich schreiben: „nur“ ;-)) alle drei bis vier Jahre statt. Und die Beteiligten kommen nicht nur aus Freikirchen, sondern auch aus evangelischen Landeskirchen (so wie ich) und der katholischen Kirche.

    Dass das Modell grundsätzlich eher alt(backen) ist, sehe ich auch so. Deswegen ist ProChrist auch nur eine Form, vom Glauben zu erzählen, längst nicht die einzige. Aber ich kenne viele Menschen, die gerade durch eine lange Predigt ins Nachdenken kommen – und dann auch ins Gespräch. Ist mir vorhin wieder passiert, in der Stuttgarter Porsche-Arena. Interaktive Ansätze finden sich auch in der Online-Berichterstattung (http://www.zweifeln-und-staunen.de). Aber völlig richtig, das ist ausbaufähig.

  2. RT

    Danke für die Infos!
    Unheimlich, dann habe ich seit 2006 wohl jedes Pro Christ miterlebt. 🙂

    Was das Ins-Gespräch-kommen angeht, stimme ich dir zu. Aber genau das soll ja (auch) erreicht werden, denke ich mal.
    Ich hatte am Donnerstag auch noch eine interessante Diskussion.

  3. Daniel

    🙂 (die „fromme“ Antwort würde lauten: Gott geht jedem Menschen hinterher …)

    Ich find’s jedenfalls gut, dass du so offen von deinen Eindrücken schreibst. Uns Christen fehlt oft genug die „Außenperspektive“ Wobei das mit „außen“ und „innen“ ja gar nicht immer so eindeutig ist bei Jesus … Und du bringst auch persönliche Glaubens-Erfahrungen mit, vermute ich (nicht erst, seitdem ich die „RTelenovela“ entdeckt habe).

  4. RT

    Fromme Antwort: Da ist ganz sicher was dran.