Cosmopolis

Ganz schön langweilig. Fast will man das Kino vorzeitig verlassen. Zumindest denke ich darüber nach. Aber nein, irgendwas ist da. Irgendeine Spannung liegt da doch in der Luft. Irgendwas, was fesselt. Erst ein bisschen, dann immer mehr. Und dann passiert es: Man hängt an den Lippen der Leute, die sich da auf der Leinwand unterhalten.
Das kommt nicht oft vor: Ein Film erscheint als Flop, entwickelt sich dann aber doch zu einem sehenswerten Schauspiel. „Cosmopolis“ gehört zu diesen wenigen Filmen.

Eric Packer (Robert Pattinson) will zum Friseur. Dazu muss er allerdings durch ganz Manhattan, und das ist an diesem Tag nicht gerade einfach.
Eric Packer ist nicht Irgendwer. Eric Packer reist auch nicht mit der Subway durch New York. Eric Packer ist ein reicher Schnösel. Reich, dumpf, skrupellos. Vielleicht auch gefühllos, man weiß es nicht genau. Er spekuliert an der Börse, damit kennt er sich aus, meint er. Mit seiner fetten Limousine fährt er durch die Stadt. Das heißt, heute geht es eher im Schritttempo voran. Der US-Präsident ist in der Stadt. Höchste Sicherheitsstufe. Dann ist da noch die Trauerfeier für einen Rapper. Zwischendurch steigt Packer aus, um zu essen oder zu vögeln. Später kommt noch sein Arzt zu ihm ins Auto, um den täglichen Check zu erledigen. Die Prostata, da ist irgendwas. Und dann ist da noch die Morddrohung, die über allem schwebt.

Krass. Dieser Film ist krass. In seiner Langweiligkeit. In seiner Bosheit. In der scheinbaren Aufarbeitung der aktuellen wirtschaftlichen Krise. Aber vor allem, was die Figur des Eric Packer angeht – toll gespielt von Robert Pattinson. Er ist ein rätselhafter Mann. Einerseits treibt ihn die Angst vor dem eigenen natürlichen Tod um, die Angst vor Krankheiten. Er weint, als er erfährt, dass der ihm bekannte Rapper gestorben ist – einfach so. Nicht erschossen, sondern ganz profan gestorben. Das geht Packer näher als die Aussicht, von einem Attentäter ermordet zu werden. Mit seiner Frau dagegen geht er kühl um, fast wie in einer Geschäftsbeziehung. Mit dem Friseur hat er widerum auch ein erstaunlich inniges Verhältnis, ohne dass der Zuschauer genau weiß, warum.
Kühl – das ist auch das Gefühl, das dieser Film ausstrahlt. Sitzt Pakcer in seinem Wagen, herrscht totale Stille. Kein Verkehrslärm. Nichts. Dialoge pur.
Das erscheint oft hochtrabend, sehr intellektuell. Aber später – vor allem im letzten Drittel – geht es ans Eingemachte, und da wird es dann doch extrem spannend: Was macht uns aus, was macht uns Angst. Warum hat Packer getan, was er getan hat.
Das Ende – offen oder nicht, man erahnt es nur. Auf jeden Fall grandios. Schade, dass das nicht von Anfang an so ist.

7/10


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Kommentare

Eine Antwort zu „Cosmopolis“

  1. […] “cosmopolis ist langweilig” Stimmt ja gar nicht! Der Film ist sehenswert! Seltsam, dass man gleich nach bestimmten Meinungen bei Google […]

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