Rügen 2011 (4): Nationalverseucht

(3) -> 23.5.2011

Das Wetter ist wieder mal sehr viel besser als der Wetterdienst es angesagt hat. Als die Rügenfähre von Stahlbrode ablegt, hängen zwar ein paar Wolken über dem Strelasund, aber es ist nahezu windstill.
In Glewitz auf Rügen empfängt einen nicht nur die ersten Fischbude auf Rügen, sondern momentan auch viel brauner Dreck. Die NPD hat ihre Wahlplakate nach der Landtagswhl am vergangenen Wochenende noch nicht abgenommen. So empfängt Rügen seine Touristen mit „Ausländer raus“ – bei genauerem Hinsehen „Kriminelle Ausländer raus!“ Ersteres macht natürlich auf einer Urlaubsinsel keinen Sinn, aber die ganze NPD macht ja auch überhaupt keinen Sinn.

Ich hatte mir das so schön ausgemalt: Ein sonniger, ruhiger Nachmittag auf dem Binzer Kurplatz. Ein Fischbrötchen, ein Getränk, eine Zeitung. Herrlich.
Sonnig war der Nachmittag, ruhig jedoch nicht. In Binz ist Duckstein-Festival. Auf der Kurbühne spielen Blaskappellen, auf dem Platz vor der Seebrücke ist auch Trubel. Himmel und Menschen. Nun ja, man kann nicht alles haben.

Am Strand direkt neben der Seebrücke steht eine Mutter mit ihrem kleinen Sohn direkt am Wasser. Der Junge macht einen Schritt, stolpert und fällt hin. Klatsch! Er landet samt Klamotten im Wasser. Die Mutter zieht den triefenden Jungen wieder raus. Der Vater, der das beobachtet, lacht und sagt: „Wie bekommen wir den denn nun wieder trocken?“ Mutter und Vater machen einen Blick zur Seite, nach oben zur Seebrücke. Dann lachen sie wieder.

Nachts um halb 4 in Binz. Der ganze Ort ruht. Auf der Strandpromenade herrscht Stille, das Meer rauscht nicht, nur ein paar müde Wellen. In der Hauptstraße stehen die vielen Buden des Festivals. Vor der Seebrücke stehen ein paar Security-Leute. Sie sehen mich wie einen Verdächtigen an. Sie können sich gerade noch beherrschen, mich zu fragen, was ich denn um diese Uhrueit im Ortszentrum zu suchen habe. Immer mit der Ruhe, Jungs!


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Kommentare

6 Antworten zu „Rügen 2011 (4): Nationalverseucht“

  1. Maenne

    Schön geschrieben.
    Ich mag ja die Insel.
    Aber ich mag nicht mehr dort fahren.
    Zuviel Tourismus, zu eng, zu kommerziell.

    Schade.

  2. RT

    Kann ich voll und ganz nicht zustimmen. Was wäre Rügen ohne Tourismus? Wenn du die Insel kennst, weißt du auch, dass sie alles andere als eng ist. Und kommerziell? Klar, es gibt Stellen, die kommerziell sind, gibt aber auch viele andere schöne Ecken.
    Also nix mit schade.

  3. lisa53malen

    das find ich ja wieder witzig und gut geschrieben.
    gerade habe ich meine „wahlnachlese“ fertig, da kommt dein beitrag.
    nun warte ich noch ein bisschen, ehe ich ihn veröffentliche.
    wenn du in binz bist, hast du meist trubel.
    wir hätten uns da gestern sehen müssen.
    das hinterland ist wesentlich ruhiger und meer und tolle strände gibts da auch.
    (thiessow, lobbe, baabe, sellin, göhren…)
    am besten gefällt es mir an der schaabe (tipp).
    aber sicher kennst du die insel.

    sonnentagsgrüße
    lisa

  4. RT

    Mangels Zeit haben wir uns diesmal ganz auf Binz beschränkt.

  5. lisa53malen

    🙂

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