Rotes Licht für Facebook

Internet: Gemeinde und Feuerwehr in Oberkrämer einigten sich, die Aktivitäten im Netz einzustellen

MAZ Oranienburg, 15.1.2011

Einwohner von Oberkrämer sprachen wegen der Facebookseite Drohungen gegenüber dem Bürgermeister aus.

OBERKRÄMER
Die Facebook-Seite der Freiwilligen Feuerwehr Oberkrämer bleibt abgeschaltet. Darauf verständigten sich Vertreter der Gemeinde und der Feuerwehr.
Auf dem Portal wollten Wehrführer Mario Raciti und Pressesprecher Ingo Pahl die Arbeit der Brandbekämpfer vorstellen. Dazu gehörten auch Fotos der Fahrzeuge sowie von Einsätzen. Wie Bürgermeister Peter Leys erklärte, habe er im Laufe der Woche diverse Anrufe besorgter Bürger bekommen. Sie hätten ihren Unmut darüber geäußert, dass Einsätze bei Facebook zu sehen sein sollen. „Die Besorgnis kann ich sehr gut nachempfinden“, so Leys. „Mir gegenüber wurden Drohungen ausgesprochen, einige kündigten an, die Gemeinde zu verklagen.“
Leys hatte sich die Seite nach dem Bericht der MAZ vom Dienstag angesehen. Er befürchtet einen verantwortungslosen Umgang mit den Bildern: „Wer garantiert mir, dass nicht doch mal Personen darauf zu erkennen sind?“

Die Seite war nicht einmal 24 Stunden im Netz. „Wir wollten zu Facebook, um junge Leute zu erreichen und die Arbeit der Feuerwehr zu präsentieren“, sagte Ingo Pahl auf Nachfrage der MAZ. Er verwies auf Wehren anderer Städte, die durch solche Maßnahmen neue, junge Mitglieder für sich gewinnen konnten. Allerdings würden durch die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) bei Facebook Probleme für Behörden auftauchen. „Das bezieht sich auf die Abtretung verschiedener Informationsrechte.“
Ingo Pahl räumt zudem ein, dass es ein Fehler war, die Seite einzurichten, ohne vorher mit der Gemeindeverwaltung zu sprechen.
Nun soll die Feuerwehr auf der Gemeindeseite im Internet besser eingebunden werden. Bisher fehlten dafür entsprechende technische Voraussetzungen. Diese werden jetzt geschaffen, so dass Fotos und Informationen veröffentlicht werden können. „Inwieweit und was veröffentlicht wird, das diskutieren wir noch“, so Pahl.

Für Justitiar Peter Matschke ist unterdessen klar, dass es nicht Aufgabe des Brandschutzes sei, detailliert im Internet über die Einsätze zu berichten und Fotos dazuzustellen. Andere Städte und Gemeinden in Oberhavel scheinen das anders zu sehen. Die Mühlenbecker Feuerwehr führt im Internet eine ausführliche Einsatzchronik in Wort und Bild. In Velten erscheinen ausgewählte Einsätze. In Liebenwalde und Zehdenick stehen Wortberichte auf der Seite, oftmals mit Nennung des Ortes (Türnotöffnung mit Straße und Hausnummer). „Wir überlegen, wie die Internetpräsenz aussehen könnte, Einsatzfotos wird es bei uns nicht geben“, so Matschke zu MAZ.

Für Ingo Pahl ist der Fall erledigt: „Ich bin froh, wenn wir auf der eigenen Seite etwas mehr darstellen können“, sagt er und räumt auch Bedenken aus, die durch die Facebookdiskussion entstanden sind: „Da wird keiner in irgendeiner Art und Weise diffamiert.“ Man hätte sowohl auf der Seite als auch jedem anderen Veröffentlichungsweg Autokennzeichen und Personen unkenntlich gemacht.

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KOMMENTAR
Die Idee, mit der Feuerwehr bei Facebook online zu gehen, ist richtig. Sind es nicht die Städte und Gemeinden, die klagen, dass sie zu wenig Nachwuchs für die Brandschützer bekommen? Bei Facebook gäbe es die Chance, sich so zu präsentieren, dass man tatsächlich bei der Jugend präsent ist. Kaum ein junger Mensch wird sich zufällig durch die Gemeindeseiten klicken, um dort Infos über die Feuerwehr zu bekommen. Bei Bürgermeister Leys forderten Einwohner der Gemeinde, dass sie keine Einsatzfotos bei Facebook haben wollen. Mal abseits der Rechte-Situation: Wo liegt eigentlich der Unterschied, ob nun diese Fotos in der Zeitung stehen, auf Presse- oder Feuerwehr-Internetseiten oder eben bei Facebook? Gilt Facebook an sich als „böse“? Ist es die allgemeine Angst vor dem Neuen und Unbekannten? Es scheint so.
Peter Leys fürchtet einen verantwortungslosen Umgang mit der Seite und den Bildern und ist (nicht nur) deshalb dagegen. Schade ist, dass er so wenig Vertrauen in seine Leute hat und zunächst nur das Negative sieht.


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