Bild kämpft für Radio Paradiso

MI 26.05.2010 | Bild

Oh. Mein. Gott! Die Kirchenkrise weitet sich aus. Erst die vielen Skandale, und dann auch noch das: Berlins christlicher Sender Radio Paradiso hat seine Sendelizenz verloren.
Allerdings… christlicher Sender? Ist Radio Paradiso nicht vielmehr einer der schlimmsten und ödesten Dudelfunks in Berlin?

Für Radio Paradiso schlägt bald das letzte Stündlein. Wenn sich die Medienanstalt Berlin-Brandenburg nicht doch noch mal umentscheidet, dann bekommt oldiestar am 1. Dezember 2010 die Berliner Paradiso-Frequenz.

So weit, so gut. Nur die Bild-Zeitung tut so, als würde ganz Berlin in tiefe Trauer verfallen. Bild startet eine Kampagne für Radio Paradiso. Nur hat der Zeitung wohl noch niemand erklärt, dass man dafür auch Argumente braucht.

„Er ist ein ganz besonderer Sender“, schreibt der Bild-Autor, der leider vergessen hat, seinen Namen für die Paradiso-Rettungsaktion herzugeben. Aber besonders ist Paradiso tatsächlich. Ganz besonders seicht nämlich.
Besonders beliebt soll er sein, 22000 Berliner schalten den Sender ein. „Pro Stunde!“, schreibt Bild. Dass das extrem miese Quoten sind, verschweigt Bild. BB Radio hat das Zehnfache, weit mehr als 200000 Zuhörer. Und wahrscheinlich glaubt Bild auch noch, dass jede Stunde andere 22000 Hörer einschalten, das wären ja pro Tag 528000! Wahnsinn!

Dann kommen Promis ins Spiel. Die sagen auch irgendwas Nettes über Paradiso. Der Promifriseur (wie kommt Bild darauf, dass jeder Promifriseur auch selbst ein Promi ist?) Shan Rahimkhan habe durch Paradiso die Weihnachtsgeschichte kennengelernt. Als ob Heiligabend nur Paradiso die Story nachbetet und nach dem Sender-Aus die Weihnachtsgeschichte ausstirbe. „Arche“-Gründer Bernd Siggelkow faselt, dass Paradiso der einzige Sender sei, er Werte vermittelt. Das ist natürlich Unsinn. Andere Sender bieten genauso Gottesdienste oder „Worte für den Tag“. Insbesondere die öffentlich-rechtlichen Sender bieten das an. Und die CDU muss auch ihren Senf dazugeben, nur leider keinen Kompetenten: Paradiso sei eine wichtige Alternative zum herkömmlichen Radioprogramm, sagt Stefanie Bung, CDU-Sprecherin für Stadtentwicklung. Die Frau kann unmöglich Paradiso gemeint haben.

Bild will Paradiso retten, schreibt darüber jedoch nur Murks. Eigentlich verdammt gute Argumente, den Langweilerkanal tatsächlich abzuschalten.


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Kommentare

3 Antworten zu „Bild kämpft für Radio Paradiso“

  1. DanielRe

    Stimmt genau. Ich hab damals während meiner Zivi-Zeit in Brandenburg auch nicht gemerkt, dass Radio Paradiso sonderlich christlich wäre…

  2. LukasO

    Jaja, die Bild. War die mit dieser Mache nicht auch enorm erfolgreich beim Verhindern der Schließung von Tegel (oder war’s Tempelhof?)? 🙂

  3. RT

    Ja, beim Flughafen Tempelhof konnte die Bild nichts umbiegen.

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